Hans Lankes/Norbert Zuckerstätter: Papierarbeiten
Der kunstraum pro arte zeigt in der aktuellen Ausstellung Werke zweier Künstler die, so verschieden ihre Arbeiten auch sein mögen, zwei Dinge gemeinsam haben: sie haben beide eine klassische Ausbildung in der Bildhauerei und arbeiten nun daran Papier, Karton oder Bücher mit Lochern, Messern oder Feuer zu schneiden. Wie die Werkzeuge, sind auch die Herangehensweisen ganz unterschiedlich.
Hans Lankes‘ Arbeiten sind Messerschnitte, mit einem Skalpell aus Papier oder Karton ausgeschnitten: Harte Kanten, klare Entscheidungen, Konsequenz und kein “Herumgetue”. Zuerst entsteht das Konzept mit der Bildidee und der Suche nach der Form. An der getroffenen Entscheidung hält der Künstler in weiterer Folge fest; was geschnitten ist, ist weg. Trotz dieses strukturierten Auftrages entstehen die aktuellen Papierschnitte ohne Vorzeichnungen, ohne bestimmte Linien und Strukturen, eher in einem Flow und mit hoher Konzentration. Die Motive reichen von organischen und architektonischen Ausführungen bis hin zum Figurativen; allerdings soll nichts explizit dargestellt werden, sondern das autonome Bild soll seine eigene Bildsprache entwickeln. Es geht um die Innenwelten. Wichtig ist auch der Schatten, der hinter dem Messerschnitt entsteht und der Arbeit eine weitere Dimension hinzufügt. Mit diesem subtilen Zug entsteht der Versuch, Unsichtbares und oft Ungesehenes sichtbar zu machen.
Norbert Zuckerstätter zeigt Schnitte in unterschiedlicher Form, einerseits klassische Papierschnitte und andererseits Buchobjekte, deren Seiten ebenfalls durchschnitten wurden. Als Gegenpol finden sich auch einige plastische Objekte die auf die Ursprünge des Künstlers verweisen. Zentrale Arbeit ist ein vier Meter langes Fries aus schwarzem Papier. Mit einem gewöhnlichen Bürolocher ist die Inschrift „nachdem ich an dich gedacht habe“ herausgestanzt. Hier geht es vor allem um die zeitliche Dimension, denn das Werk ist in 10 Jahren entstanden, zwischen 2005 und 2015. Das Bewusstmachen der Zeit wird aber auch in den Buchobjekten spürbar. In dem Buch mit dem Titel 1938 wurden über 1500 Seiten vom Künstler in zeitintensiven Prozessen durchgebrannt und formen nun eine kraterähnliche Oberfläche. Im völligen Gegensatz zu diesen Arbeiten findet sich, modelliert und abgeformt, die Schallplatten der sogenannten visuellen Musik. Als aufgestreute Schrauben am Plattenteller des Abspielgerätes ertönen die Klänge im Kopf….
Vernissage am Donnerstag, 22. Oktober 2015 um 19:30 Uhr im kunstraum pro arte.
Zur Ausstellung spricht: Kerstin Klimmer
Finissage: Samstag 14.11.2015, 11:00 Uhr
Künstlergespräch
Dauer der Ausstellung: 23.10. bis 14.11.2015
Öffnungszeiten: Mi – Fr 16:00 – 19:00, Sa 10:00 – 13:00