Martina Mühlfellner, Peter Brauneis: „Uncle Blue“

Vernissage am Mittwoch, 9. Juli 2014  um 19 Uhr im kunstraum pro arte.
Zur Eröffnung spricht Mag. Peter Husty

„Das passiert, wenn jemand beschließt, für die nächsten drei Jahre nur noch Portraits von Karpfen und deren Anglern zu malen, während jemand im selben Raum ein Endlosprojekt mit Holzperlen und Primzahlen beginnt.“

Künstlerpaare sind ein bemerkenswertes Phänomen in der Kunstgeschichte. Inspiration oder Beeinflussung, Annäherung oder Konkurrenz sind gleichermaßen möglich, Martina Mühlfellner und Peter Brauneis – privat ein Paar –  arbeiten seit 2008 im Salzburger Künstlerhaus im gleichen Atelier zeitweilig gleichzeitig oder jeder für sich. Was hier entsteht, könnte unterschiedlicher nicht sein – und doch finden sich bemerkenswerte Parallelen, die bei näherer Betrachtung augenscheinlich sind.

Martina Mühlfellner arbeitet im Bereich Schmuckkunst, wobei die von ihr geschaffenen Objekte selbständigen, skulpturalen Wert finden „…wenn es tragbar ist, umso besser“ (M. Mühlfellner). In ihren jüngsten Arbeiten, die im kunstraum erstmals präsentiert werden, handelt es sich um Ketten aus weißen Holzperlen, die in Ihrer Abfolge von großen und kleinen Perlen an den Primzahlen orientiert sind. Primzahlen sind natürliche Zahlen, die nur durch sich selbst und durch eins teilbar sind, das sind 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29… – unendlich forstsetzbar. Die großen Perlen stellen die Primzahlen dar, die von 2 beginnend in 50er Einheiten eine Kette bilden. Somit lässt sich das Auffädeln der Perlen auf immer wieder neu beginnende Einheiten unendlich fortsetzen. Diese fast als obsessiv im positiven Sinne zu bezeichnenden Arbeitsabläufe sind Kennzeichen der Arbeiten vom Martina Mühlfellner und sind auch in ihren feinteiligen Zeichnungen, die mit großer Akribie fast zwanghaft penibel entstehen, ebenso zu spüren, wie in einem Goldarmreif in einer endlosen verschlungenen Schleife, scheinbar unendlich und für die Unendlichkeit geschaffen.

Peter Brauneis zeigt in seiner jüngsten Serie „carpmen“ die Porträts von Fischern mit ihrer „preisgekrönten“ Trophäe. Auf einer zufällig gefundenen Fachzeitschrift über Fischer faszinierte Brauneis der dort abgebildete Angler, der dem Fotografen das eroberte Prachtexemplar eines Karpfens entgegenhält. Nicht martialisches Gepräge, sondern durchaus liebevoller Umgang mit den Tieren prägen diese Fotos. Männliche Musterbilder vom Jäger und Eroberer fallen ins Auge, der potenzstrotzende Fisch wird zum Übersymbol; doch gibt es hier auch ein ambivalentes Verhältnis zum Lebewesen, bleiben bei diesem Trophäenfischen die Tiere doch meist am Leben. Zunächst als witzige Idee für ein Bildmotiv empfunden, wurde auch daraus ein obsessiver Drang zu Wiederholung; und es entsteht Bild um Bild mit immer wieder dem gleichen Motiv. Der fast anonymisierte Fischer vor weißer Leinwand im Hintergrund, der Hauptakteur „Karpfen“ monumental im Zentrum des Blickes. Die Selbstidentifikation mit dem Fischer ist augenscheinlich, das männliche Rollenbild wird manifestiert, in der Wiederholung entsteht aber eine ganz andere Konfrontation.

Hier gleichen sich Themenwahl und Arbeitsmotive von Martina Mühlfellner und Peter Brauneis. Fast zwanghaft wird eine Idee verfolgt, in fast kontemplativen Schaffen  werden in mathematisch exakter Folge die Perlen aufgefädelt, fast serielle entstehen wieder und wieder die scheinbar gleichen auch gleichformatigen Bilder. Ein gemeinsam inspiriertes Schaffen, ein gemeinsames unablässiges Tun, das sich fast wie in einem Selbstexperiment „…wie lange halte ich das durch…“ in der Ausstellung im kunstraum zeigt.

 

 

… der Ausstellungsname hat sich aus der zufällig entdeckten gemeinsamen Vorliebe für ein bestimmtes Blau ergeben …

 

 

Ausstellungsdauer: 10. Juli – 2. August 2014

Öffnungszeiten: MI – FR 16 – 19 Uhr, SA 10 – 13 Uhr

kunstraum pro arte · Schöndorferplatz 5 · A-5400 Hallein