SCHMIEDE SCHNITTSTELLE: „Selbstassemblierung“

Teilnehmende Künstler sind: Ela Grieshaber, Maria Morschitzky, Antoni Rayzhekov, Marcel Schobel, Bartholomäus Traubeck.

 

Der Schwerpunkt der diesjährigen Ausstellung SCHNITTSTELLE  steht unter dem Schmiedethema „Selbstassemblierung“ und wurde von Kerstin Klimmer kuratiert.

Selbstassemblierung ist ein Prozess autonomer Musterbildung, in der sich mehrere unorganisierte Komponenten zu einer komplexen Struktur verbinden. Dieser Prozess ist nicht von außen steuer- oder beeinflussbar. Die Komponenten verbinden sich alleine durch ihre gegenseitige Interaktion und bilden vielschichtige Systeme, die wiederum in gegenseitiger Wechselwirkung stehen. In der Natur zeigen sich Beispiele der Selbstassemblierung etwa bei Schneeflocken, Galaxien und biologischen Formationen. Die Schmiede wiederum assembliert sich durch ihre TeilnehmerInnen und so wurden ehemalige und zukünftige „Smiths“ eingeladen, ihre künstlerischen Arbeiten zu diesem Themenkomplex vorzustellen. Gibt es Selbstassemblierungsprozesse in der zeitgenössischen Kunst? Wie können diese Abläufe sichtbar gemacht oder dargestellt werden? Aus den Einreichungen wurden fünf Positionen ausgewählt, die in der Ausstellung diesen Fragestellungen mit unterschiedlichen künstlerischen Strategien nachspüren. Das breite Spektrum der Herangehensweisen und Ansätze gibt einen Einblick in das aktuelle Kunstschaffen und eröffnet den BetrachterInnen unerwartete Zusammenhänge und Einblicke.

Mit den sozialen Prozessen der Selbstassemblierung setzt sich Ela Grieshaber  in ihrer Arbeit auseinander und stellt diese bildlich dar, metaphorisch auf das Prinzip der Legosteine umgesetzt. In den Steinen – die wahllos im Chaos nebeneinander liegen, aber potenziell miteinander verbunden werden können – sieht die Künstlerin ähnlich wie bei Stammzellen die einzelnen Bausteine des Lebens. Eine gewisse Anzahl an Steinen stehen zur individuellen Gestaltung zur Verfügung. Jeder Stein steht für die verschiedenen Möglichkeiten wie Freunde, Ausbildung, Interessen, Einstellungen und dergleichen. Die Gestaltung ist nun die Wahl die gegeben ist. Auf welchen Stein wird der Schwerpunkt gesetzt? Wie werden sie zusammengesetzt? Natürlich sind nie genügend rote oder blau Steine da und natürlich hat der Nachbar die schöneren Steine, „aber sobald eine gewisse Menge an Legosteinen vorhanden ist kann man fast alles bauen, im Idealfall ein Raumschiff. Die Gebrauchsanleitung ist dabei nur als eine Hilfestellung zu verstehen.“ Die Besucher sind eingeladen sich selber in den gestalterischen Prozess einzubringen und mit den Steinen aus der Kiste ihre eigenen Skulpturen zu bilden.

Maria Morschitzky verortet den Gedanken der Selbstassemblierung in der Formierung, Bewegung und in der dynamischen Interaktion zwischen den unterschiedlichen Teilelementen. Diese Teilelemente bilden Formen und verändern sich wieder. Auf Folien gezeichnet, können die  Strukturen nach Belieben auseinandergenommen und wieder neu, in unterschiedlichen Systemen zusammengesetzt werden. Der hohe Abstraktionsgrad ermöglicht ein Kippen der Wahrnehmungsbilder und lässt Raum für vielschichtige Assoziationen. Bei der Arbeit, die sich in immerwährender Entwicklung befindet spielen Komponenten wie Zeit, Raum und das Unvollendete eine wichtige Rolle.

Ein sich selbstorganisierendes Musikstück verkörpert Antoni Rayzhekovs  raumgreifende Komposition. Den Ausgangspunkt bildet ein komponiertes Musikstück, das in kleine Fragmente zerlegt wird. Die kleinen Fragmente bilden einen Schwarm von audiovisuellen Symbolen, die miteinender interagieren. Durch kontinuierliche Reproduktion, Mutation und Rekombination bilden sie Gruppen, Sequenzen und Bewegungen. Der Künstler sieht sein Werk in Analogie zu Platons Höhlengleichnis, übersetzt dieses in einen digitalen Kontext. Die ursprüngliche Zusammensetzung fungiert als „Idee“ und die generative Veränderung wie die „Schatten“.

Marcel Schobel kombiniert in seinem mixed-Media Projekt Ton sowie  Video- und Fotomanipulation um eine comic-haft überzeichnete Scheinrealität zu generieren. Der Mensch des 21. Jahrhunderts sieht sich zunehmend mit einem unübersichtlichen Angebot von Wahrheiten und Fiktionen konfrontiert. Eine Stunde auf Facebook genügt um die Natur des Realitätsbegriffs zu zersetzen. Schobels Arbeit wirft die Frage auf, wie sich diese assemblierten, ungefilterten Nachrichten auf unser Bewusstsein und unseren Selbstbegriff auswirken. Welche Feedback-Mechanismen werden ausgelöst, wenn keine verbindlichen Wahr- und Sicherheiten erkennbar sind? Die Arbeit spielt mit Wahrnehmung und Metamorphose, mit visuellem Gedächtnis und tradierten Zeichen.

Bartholomäus Traubeck thematisiert in seiner Arbeit die Assemblierung von Sprache in Blockbusterfilmen. Anhand der Analyse von Untertiteldateien aus den 50 finanziell erfolgreichsten Kinofilmen der der letzten Jahre filtert der Künstler alle in den Filmen vorkommenden Wörter, zuerst nach den Kategorien Substantiv, Verb und Attribut um sie in weiterer Folge nach Häufigkeit zu sortieren. Zur Sichtbarmachung der vorhandenen bzw. nicht vorhanden Entwicklung der Sprache des Mainstreamkinos, werden die Ergebnisse dieses Prozesses im Raum installiert.

 

Eröffnung am Donnerstag, 11. September 2014 um 19 Uhr  im  kunstraum pro arte
Öffnungszeiten: MI – FR 16 – 19, SA 10 – 13 Uhr

Dauer der Ausstellung: 12.09.2014 – 4.10.2014

kunstraum pro arte · Schöndorferplatz 5 · A-5400 Hallein