Ist Eros der eben jetzt von mir beobachtete Planet?

Gottlob Frege, Ludwig Wittgenstein und ((4×3)+12) Versuche über die logische Struktur der Welt

mit Arbeiten von Josef Dabernig, Martin Ebner, Andreas Fogarasi, Bernhard Frue, Kathi Hofer, Roland Kollnitz, Ingo Nussbaumer, Wendelin Pressl und Markus Hofer, Anja Ronacher, Simon Wachsmuth, Anita Witek, Otto Zitko, Heimo Zobernig; zusammengestellt von Gregor Schmoll

Im Sommer 1918 verbringt Ludwig Wittgenstein (1889–1953) den Fronturlaub in der Villa seines Onkels Paul Wittgenstein in Oberalm bei
Hallein und vollendet dort das wohl bekannteste philosophische Werk des 20. Jahrhunderts: die „Logisch-philosophische Abhandlung“, die ab ihrer Erstveröffentlichung 1921 unter dem Titel „Tractatus logico-philosophicus“ in die Geschichte eingehen wird. Noch in einem ersten handschriftlichen Vorwort, das später geändert wurde, dankt Wittgenstein seinem „Onkel Herrn Paul Wittgenstein für die liebevolle Aufmunterung“. Bereits 1959 weist Elizabeth Anscombe, eine der literarischen Nachlassverwalter_innen von Wittgenstein, darauf hin, dass das Verständnis des „Tractatus“ auf den Werken von
Gottlob Frege (1848–1925) aufbaut. Gottlob Frege war einer der brilliantesten Logiker des ausgehenden 19.Jahrhunderts, und doch konnte er Wittgensteins „Abhandlung“ nicht verstehen, wie die von Frege erhaltenen und in der Ausstellung gezeigten Briefe eindrücklich aufzeigen. Wittgenstein, der den Kontakt zu Frege 1920 abbrach, zählte jenen aber bis in seine späten Jahre zu einem der maßgeblichsten Einflüsse auf sein Denken.

Die Ausstellung Ist Eros der eben jetzt von mir beobachtete Planet? – der Titel ist dem letzten Brief Gottlob Freges an Ludwig Wittgenstein vom 03. April 1920 entnommen – thematisiert das Verhältnis von Wahrnehmung, Zeichen (Sprache), Form und „Wirklichkeit“. Angelehnt an die briefliche Auseinandersetzung der beiden Philosophen nimmt sie das 100-jährige Jubiläum der „Logisch-philosophischen Abhandlung“ zum Anlass und zeigt dreizehn herausragende Arbeiten aus den Genres Film, Video, Skulptur, Zeichnung, Fotografie, Malerei und Grafik von österreichischen Künstlerinnen und Künstlern der jungen und jüngeren Generation, die sich konzeptionell innerhalb der Tradition dieser analytischen Fragestellungen verorten lassen. Die Frage nach der Abbildbarkeit der „Wirklichkeit“, nach „Sinn“ und „Bedeutung“ des Gezeigten und den daraus resultierenden Folgen bzw. Widersprüchen steht im Fokus der Ausstellung, wobei nicht versucht wird, eine Antwort zu finden, sondern vielmehr der Blick auf die Vielschichtigkeit der Fragestellung gerichtet bleibt.

Vielleicht kann gesagt werden, dass allen ausgestellten Arbeiten die Frage nach einer logischen Struktur des Abbildens und damit der Welt (als „Übereinstimmung“ bzw. „Bild“) kritisch/ironisch eingeschrieben ist!?

Gregor Schmoll

 

Eröffnung und Katalogpräsentation
Donnerstag 21. Juni, 19:30 Uhr

zur Ausstellung spricht Gregor Schmoll

Dauer der Ausstellung
22. Juni bis 18. August 2018

Geöffnet: Mi – Fr 16 – 19 und Sa 10 – 13 Uhr
Geschlossen am 15. August 2018

 

Bildnachweis: Markus Hofer und Wendelin Pressl, Teleskop Nr. 2 aus der Serie Extraterrestrische Wunschvorstellungsgespräche

 

Blick in den Ausstellungsraum, Installation am Boden Bodeninstallation aus Puzzleteil ähnlichen Strukturen Installtion: Kastenähnliches Stück an der Wand Zwei gerahmte Zettel Papier verknoteter Schlauch als Rauminstalltion Fotos einer Person mit nachgebautem Teleskop Blick an eine der Ausstellungswände

kunstraum pro arte · Schöndorferplatz 5 · A-5400 Hallein