Judith Auer, Doris Moser – KNAUTSCHZONE
knautschen (ugs. und landsch. für) „zusammendrücken, quetschen, knittern; schmatzend essen; leise weinen“: Das seit dem 18. Jh. bezeugte Verb ist die verhochdeutschte Form von knutschen. (DUDEN, 2001, S. 418)
knutschen: Das Verb das seit dem Anfang des 20. Jh.s ugs. im Sinne von „heftig liebkosen, liebend und küssend an sich drücken“ gebräuchlich ist, bedeutete früher „[zusammen]drücken, pressen, quetschen“, beachte z.B. mitteld. (13.Jh.) zuknutschen „zerdrücken“, mhd. knutzen „drücken, quetschen“, oberd. (um 1500) knütschen „drücken“. (DUDEN, 2001, S. 424)
verspielt… knautschig… zerknautscht… knAUTSCH!
Was ist eine Knautschzone? Ein Kissen zwischen mir und der Welt? Ein technisch konstruierter Zwischenraum, um Sicherheit zu gewährleisten? Ein Zwischenraum, um mit Widersprüchen und Ambivalenzen umzugehen? Die im Jahr 2015 begonnene Serie der Präsentation zeitgenössischer zeichnerischer/graphischer Positionen soll auch für die nächsten Jahre als Strukturelement ins Ausstellungsprogramm des kunstraum pro arte übernommen werden. Unter dem Titel KNAUTSCHZONE geben die beiden Künstlerinnen Judith Auer und Doris Moser Einblicke in ihre je individuellen Verständnisse des Knautschigen und zugleich bildet die Ausstellung eine Kontaktzone zwischen ihren Arbeiten und eröffnet neue Blickwinkel auf das Zusammenspiel von , Form und Materialität.
Die in Hallein geborene Künstlerin und Illustratorin Judith Auer zeigt u.a. während und nach ihrem Studium für Bilderbuchillustration in Italien, Macerata, entstandene Arbeiten. Sie beinhalten eine Reihe von großflächigen Zeichnungen ihres ersten Bilderbuchs „The Fox and the Crow“ für den Verlag Helbling, das im Frühjahr 2019 in englischer Sprache erscheinen wird. Darüber hinaus werden Einblicke in den Entstehungsprozess dieser illustrierten Erzählung, einer alten griechischen Fabel, gegeben. Bei weiteren Bildern der Ausstellung handelt es sich zum Teil um Auftragsarbeiten für Verlage und Magazine sowie um freie Arbeiten, in denen sich Judith Auer u.a. mit den Themen Sexualität, Liebe und Lust befasst. Die Künstlerin verwendet für ihre Bilder eine schlichte, grafische Formensprache sowie eine intensive Farbskala. Sie arbeitet sowohl mit Farb- und Bleistiften, als auch mit Aquarell- und Drucktechniken.
Die Südtiroler Künstlerin Doris Moser studierte an der Universität Mozarteum Salzburg Malerei und Textiles Gestalten und befasst sich in ihren Arbeiten mit Themen wie Kindheit, Frau-Sein und Körperlichkeit. Ihre großformatigen Malereien zeichnen sich vor allem durch Vielseitigkeit, Sinnlichkeit sowie eine auffällige Farbigkeit aus. Ihren Zugang für die Ausstellung KNAUTSCHZONE beschreibt sie wie folgt: „Bauschig, buschig, faltig, flauschig, fleischig, gatschig, glitschig, kitschig, rutschig, wuschig, KNAUTSCHIG… Meine Malerei umkreist das wohlige Gefühl einer knautschigen Erfahrung. Mit meinem Handy in der Hand beobachte ich knautschige Zonen am Körper und halte diese fotografisch fest. Die dabei entstandenen Nahaufnahmen übersetze ich anschließend in eine von grafischen Elementen und auffälliger Farbigkeit geprägte Malerei. Der Körper wird zur irrealen Landschaft, durch die sich die Betrachtenden tasten können.“
Die Arbeiten beider Künstlerinnen verbindet ein verspielter Zugang, der die Besucher*in dazu einlädt, die Knautschzone als physischen und mentalen Zwischenraum zu erkunden und sich selbst mit den je eigenen knautschigen und zerknautschten Zonen des Fühlens, des Denkens und des Handelns zu befassen.
Dauer der Ausstellung: 22. Februar bis 30. März 2019
Dazu gibt es einige Begleitveranstaltungen:
Donnerstag, 21. Februar 2019, 19:30 Uhr
Zur Ausstellung spricht Ingrid Schreyer, Lehrende für Malerei an der Universität Mozarteum
Sonntag, 24. Februar 2019, 10:00 bis 16:00 Uhr
Workshop Pop-Up-Karten: Für Erwachsene und Jugendliche – Kursinhalt: In diesem Workshop unter der Leitung von Judith Auer werden bunte Collagen durch selbst bedruckte Papiere gestaltet. Durch ein experimentelles Zusammenfügen der entstandenen Farbflächen ergeben sich figurative bis hin zu abstrakten Kompositionen, aus denen aufklappbare Grußkarten – so genannte „Pop-Up-Karten“ – und kleine Kunstwerke hergestellt werden. – Zielgruppe: Alle die Freude am eigenen künstlerischen Gestalten haben! Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. – Unkostenbeitrag: 35 € inklusive Material, kostenfrei für Mitglieder TKK (max.10 Teilnehmer*innen)
Anmeldung: office@kunstraumproarte.com
Samstag, 30. März 2019, 11:00 Uhr
Finissage mit Künstlerinnengespräch: Bei Croissants & Kaffee geben die Künstlerinnen Judith Auer und Doris Moser tiefere Einblicke in die gemeinsame Ausstellung „KNAUTSCHZONE“.
Fotos: Oswald Wintersteller