Alle Ausstellungen 2003
Martin Bruch: Bruchlandungen
Martin bekommt 1990 die Diagnose „Multiple Sklerose“ gestellt. Erstes Anzeichen dieser Erkrankung des Nervenysystems ist, dass ihn schon die minimale Kante eines Kanaldeckels zu Fall bringen vermag. Durch die sich an der „Isolierschicht“ der Nervenfasern (ähnlich wie bei einem elektrischen Kabel), bildenden Enzündungsherde, können Informationen nicht mehr exakt weitergeleitet werden und so kommt es zu Funktionsstörungen, gleichsam Kurzschlüssen.
Zu Beginn der Erkrankung bediente sich Martin zur Sicherung seiner Mobilität Tourenskistöcken. Vom leidenschaftlichen Schitourengeher, so erzählt er, wird er zum Stadttourengeher. Später verwendet er einen eigens umgebauten Trittroller, seit Mai 1997 ist er auf einen Rollstuhl ange- wiesen.
Martin stürzt häufig – massiv in den Jahren 1996 bis 1998 – mit dem Trittroller, später mit dem Rollstuhl. Er entdeckte eine neue Perspektive und machte Fotos unmittelbar nach dem Sturz. Jeden Un-fall, der gleichzeitig ein Not-fall ist, dokumentiert er fotografisch und notiert Ort, Datum und Uhrzeit.
Anfangs fotografiert er mit einer LOMO, später tritt eine KODAK-Einwegkamera in Verwendung, die robust genug, den Stürzen trotzt und da mit Blitz ausgestattet, erlaubt sie auch Aufnahmen bei Nacht. Die Perspektive nach jeder Bruchlandung, alltäglich und au§erge- wöhnlich zugleich, gilt es festzuhalten. Nahezu minuziös ist Martins Weg zu verfolgen. 2001 gibt Martin Bruch das gesammelte Material als wunderbares kleines Buch heraus. Seine 312 „Bruchlandungen“ vom 22. Mai 1996 bis zum 28. Juni 2001 sind darin zu sehen. Mit diesem wundersamen Projekt wird er von Harald Szeemann zur 49. Biennale von Venedig „Plateau der Menschheit“ eingeladen.
Die Bruchlandungen sind Vergangenheit.
Mit einem Leichtlaufrad, das vor dem Rollstuhl befestigt und händisch angetrieben wird, dem sogenannten Handbike, hat Martin seit 1998 bis 2003 stolze 16.000 km zurückgelegt, täglich und bei jeder Witterung!
Und folgerichtig (nachdem er kaum mehr stürzt) drehte er den Video-Film handbikemovie Vienna und den Film handbikemovie.
Dies sind autobiografische Lebensabschnittsbeschreibungen und eine logische Weiterentwicklung des Fotobuches BRUCHLANDUNGEN.
Martin Bruch:
Boom Operator (Tonangler) bei Filmprojekten – wie z.B. „Strauss-Dynastie“ (Marwin Chomisky), „Illona und Kurti“(Reinhard Schwabenitzky), „Wahre Liebe“ (Kitty Kino), „Hannah Monster Liebling“ (Christian Berger), „Kinder der Landstrasse“ (Urs Egger), „Dead FlowersÒ“(Ily Huemer) „Muss denken“(Niki List) und abschließend „Lucona“ mit David Suchet.). Durch die Erkrankung an MS Wechsel vom Film-Set ins Film-Tonstudio TREMENS. Langjährige Arbeit als Geräusche-Archivar (er betreute 40.000 Geräusche).
Dauer der Ausstellung: 10. Oktober bis 8. November 2003
Vernissage: 9.10.2003 um 19.30 Uhr
Einführung: Dr. Günther Dankl, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Leoni Oostvogel: „Out of sight“
Fotografie
Dauer der Ausstellung: 12. September bis 4. Oktober 2003
Serie „Out of sight“ 2003 Edition 3, Cibachrome on dibond, 40 x 60 cm
Milos Chlupác, Roger Bischoff : „SETKANI – ENCOUNTER (Begegnung)“
In Zusammenarbeit mit der Internationalen Sommerakademie
Die heurige Sommerausstellung in Zusammenarbeit mit der Int. Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg ist den beiden Künstlern Miloslav Chlupác und Roger Bischoff gewidmet. Milos Chlupác unterrichtet seit einigen Jahren im Kiefersteinbruch am Untersberg in Zusammenarbeit mit Susanne Tunn und Roger Bischoff.
Dauer der Ausstellung: 25. Juli bis 30. August 2003
Eröffnung: Donnerstag, 24. Juli 2003 um 20.00 Uhr
Zur Eröffnung spricht Prof. Dr. Barbara Wally, Leiterin der Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg
Leonard Besl: „Zeitsprünge“
Malerei als Medium und der Mensch in Bewegung als formales Element – das sind die bestimmenden Gegebenheiten, mit denen Leonhard Besl arbeitet. Für die Ausstellung „Zeitsprünge“ in der Galerie Pro Arte (Hallein) hat er eine Pr<sentation speziell für die kleinen, aber reizvollen Räume der Galerie entwickelt. Seine Bausteine sind grundierte Fichtenbretter, auf denen sich unterschiedlich farbige Gestalten in lustvoller, sportiver Bewegtheit tummeln. Diese Bretter, seine Bildträger, sind als Fries angeordnet und umlaufen – ungefähr in Kopfhöhe – die Ausstellungsräume. Die nahtlose Aneinanderreihung der Bildträger bringt zwei Momente ins „Wahrnehmungsspiel“: einerseits erscheint die kleinteilige Raumsituation der Galerie plötzlich als Ganzes, andererseits fühlt sich der Betrachter als Beobachter einer nicht enden wollenden Bewegungssequenz ähnlich einem Endlos-Video-Loop.
Leonhard Besl, als Rollstuhlfahrer selbst sehr bewegungseingeschränkt, findet über die Malerei eine Möglichkeit, Bewegung als lustvolles Agieren erleben zu können, wenn auch in einer sublimierten, gewissermaßen überhöhten Form.
Dauer der Ausstellung: 28. Juni bis 19. Juli 2003
Eröffnung: 27.6.2003 um 19.30 Uhr
Es spricht Prof. Dr. Michaela Strasser
19 cm hoch, ca. 48 m lang, Fichte, Acryl, rund um die Galerie
Gabriele Chiari: „PLÄTSCH“
„Stilles Plätschern“ ist den unterschiedlichen Arbeiten gemeinsam. Zum einen ergießen sich Inhalte, zum anderen Farbwasser. In beiden Arbeitsweisen spielt Zeit eine wichtige Rolle. Während monatelanges Zeichnen sich zu wenigen Minuten Film kondensiert, entstehen die Aquarelle in langer gedanklicher Vorarbeit, deren Verwirklichung nur wenige Sekunden dauert. Dieses differenzierte zeitliche Erleben spiegelt sich auch im Betrachten der Arbeiten. Der bunte Erzählstrom der Filme hebt die Stille der Aquarelle hervor, die sich dem Blick erst langsam erschließen.
Nestbeschmutzer / on n’autriche pas entstand 2000, auf die wiederholte Frage hin, wie ich nun als Österreicherin, in Frankreich, zu den politischen Ereignissen meines Landes Stellung nähme. Anhand von Bildern und Assoziationen suche ich nach einer sehr persönlichen Antwort, deren humorvoll-kritischer Ton vom schockartigen Aufeinanderprallen formaler und inhaltlicher Spannungen getragen ist. Das traditionelle Trickfilm-Zeichnen bietet mir in diesem Zusammenhang eine reiche Palette an graphischen Tonarten und bringt manchen bildhaften Lapsus mit ins Spiel.
Malina und ich ist der Versuch einer Interpretation des Romans von Ingeborg Bachmann anhand der vielen traumatischen Bilder, die der Text evoziert. Der Film orientiert sich lose an der Erzählstruktur des Buches und konzentriert sich vor allem auf die Intensität des beschriebenen Empfindens. Auch hier ist der Prozess des Zeichnens ein wichtiges Mittel, um zwischen den Zeilen zu lesen.
Auf spielerisch leichte Art bezieht sich Anime auf das legendenumwobene Gemälde L’Origine du Monde von Gustave Courbet. Anhand dieses und anderer Beispiele aus der Kunstgeschichte parodiert Anime die mythische Verflochtenheit von Kunst und Erotik.
Die Idee des Aquarellierens enstand aus der anfänglichen Provokation, diese klassische Technik denn aufzufrischen. Die Wahl großformatiger Papiere und entsprechender Malutensilien, wie etwa Malereimer oder Gießkanne, bedingen ein völlig neues Aktionsfeld. Von einem geistigen Bild ausgehend, bestimme ich ein oder zwei Malschritte, die ich anschließend sehr konzentriert ausführe, wie etwa Schütten oder Giessen. Auch der Trocknungsprozess ist ein aktiver Malschritt, da er oft Zeichnungen zum Vorschein bringt, die allein durch die Ansammlung von Wasser anhand der Spannungen im Papier entstehen. Währenddessen bin ich lediglich in der Rolle des Beobachters. Mein Interesse an diesen Aquarellen liegt vor allem in ihrer Amivalenz von formaler Klarheit und hauchzarter Emotion.
Dauer der Ausstellung: 23. Mai bis 14. Juni 2003
Mady Braun: „Annoncen“
„ANNONCEN“ lautet der knappe, aber sehr bezeichnende Titel der Ausstellung von Mady Braun. Die in Freiburg (D) und Salzburg lebende Künstlerin präsentiert vom 24. April bis 17. Mai ihre illustrierten Kleinanzeigen in der Galerie Pro Arte.
Ausgangspunkt sind Kleinanzeigen in deutschen und österreichischen Gratiszeitungen. Der vorgefundene, knapp formulierte Text samt Telefonnummer wird von der Künstlerin ins Bild umgesetzt. Es entstehen sorgfältige Acrylbilder – naiv gehalten und in satten Farben Die Objekte der Begierte sind freigestellt auf einer monochromen Fläche.
Brauns Bildsprache ist meist so knapp wie die schriftliche Vorlage. Nur manchmal fügt sie Details hinzu: Gartenzwerge und ein Bambi umrahmen den „Wohnwagen-Stehplatz“. Sie sollen die Werbewirksamkeit erhöhen.
Die Annoncenbilder sind Stillleben im eigentlichen Sinn: unscheinbare Dinge des Alltags werden arrangiert und mit tieferen Symbolen unterlegt.
Braun spielt in ihren Bildern einerseits mit diesen Werten andererseits setzt sie bewusste Zeichen gegen die hochglänzende aktuelle (Werbe)Welt.
Dauer der Ausstellung: 24. April bis 17. Mai 2003
Christina Breitfuß: „Falling“
Every year in autumn…I like to go and gather mushrooms in the woods…Nobody has ever shown me which one to pick…so I use a book…a guide with pictures. My experience is…that those pictures are no help. Is it poisonous…or not?…I don’t want to decide only by looking at pictures and comparing them to reality. Because…if I am wrong?…I don’t want to think about it. So…my question is…do you know any picture…you can really profit from?
Dauer der Ausstellung: 21. März bis 12. April 2003