ZWIELICHT//Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber

Anya Belyat-Giunta wurde 1975 in St. Petersburg, Russland, geboren, sie lebt in Lyon, Frankreich.
Erich Gruber wurde 1971 in Schwarzach, Österreich, geboren, er lebt in Salzburg.

 

Das erste Rendezvous zwischen Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber ist das Zusammentreffen ihrer Werke in einer Gruppenausstellung mit dem Titel „Intriguing Uncertainties“, kuratiert von Lóránd Hegyi im Parkview Museum in Singapur (2018) und China (2019).

Bevor sie sich persönlich treffen, stellen die Künstlerin und der Künstler einen zeichnerischen Dialog her. Ihr gemeinsames Projekt impliziert keine bestimmten Themen oder Konzepte, sondern zwei parallele Visionen, die in perfekter Harmonie nebeneinander bestehen.

 

Erich Gruber bezeichnet sich selbst als bescheidenen Zeichner.  Durch die Beherrschung seiner metrischen Zeichentechnik gelingt es ihm, einen pikanten visuellen Raum zu schaffen, der den Betrachter in einen tiefen meditativen Zustand der Kontemplation versetzt. Erich Gruber ist ein genauer Beobachter seiner Umgebung. Wie in einem Akt des Widerstands wählt er die Monochromie, um sich dem schnelllebigen Farbfluss der Gegenwart entgegenzustellen.  Seine Zeichnungen sind Kollisionen von Zeitlichkeiten, eine Überschneidung von Vertrautem und Unvertrautem. Die Natur, die ihm so sehr am Herzen liegt, wird als eine Erfahrung von multiplen Zuständen der Metamorphose dargestellt. Erich Gruber erfindet das szientifische Studium der menschlichen Erfahrung neu, indem er sich das Rätselhafte als Leitfaden zu eigen macht.

 

Für Anya Belyat-Giunta findet jede Linie ihren Rhythmus in den Mäandern der kollektiven Erinnerung. Jede Zeichnung ist ein Eintrag, der ein Panorama enthüllt, das aus vielfältigen Visionen, Halluzinationen, magnetischen und verstörenden Bildern besteht. Es entsteht eine einzigartige Welt, so vertraut und doch fremd.

 

„ZWIELICHT“ ist die dritte gemeinsame Ausstellung von Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber. Im Jahr 2021 fand „ENTRE DEUX MONDES“ in der Galerie Caroline Vachet (Frankreich) statt und im Jahr darauf „Zwischenwelten“ in der Galerie Petra Seiser (Österreich).

 

 

Meine Welt

Diese Zeit ist für mich eine gute.//Es ist ein Privileg, jetzt und hier zu leben.//Sie ist aber laut und schnell. Grell.//Schlagworte, Parolen (leider auch Raketen) und ganz viele Meinungen werden herumgeschossen.//Es wird viel gesucht, weggewischt und geteilt.//Was schnell eingängig ist, wird gerne empfangen und rasch emotional verteidigt.//Es gibt Helden der Höchstleistungen. Schneller, stärker, höher – oder glänzender.//Jeder will vorne sein.//Schon als Kind habe ich mich zurückgezogen und geträumt,//mit kleinen Dingen gespielt, die ich gefunden habe und viel beobachtet.//Der Bleistift ist für mich so etwas: Ein einfaches Ding.//Er liegt unscheinbar da, und ich kann ihn spitzen.//Oder ignorieren.//Es reicht aber bereits ein Blatt Papier, um damit eine Welt entstehen zu lassen.//Eine Welt, die leiser ist, langsamer und vielleicht bescheidener.//Sie ist nicht ganz so schnell erschließbar, auch nicht einfach zu erklären.//Aber ich kann zum Schauen einladen, zum Entdecken und Erkunden.Vielleicht auch zum Nachdenken.
(Erich Gruber)

 

 

WELT(en)

Im Herzen meines seltsamen und mehrdeutigen Universums schlägt das Rätsel der Existenz: irgendwo zwischen Katastrophe und Renaissance, Heimatgefühl und Vertreibung, Körper und kollektiver Erinnerungslandschaft liegt der Wunsch, das ultimative unerreichbare Unbekannte zu erfassen. In meinen Arbeiten, die ich in Mischtechnik auf Papier ausführe, bilden die Verschmelzung von Körper und Seele ambivalente Konstruktionen, die in den Tiefen kollektiver Erinnerungslandschaften schweben. Dabei jongliere ich ständig zwischen extrem detaillierten Beschreibungen von hybriden Kreaturen, seltsamen Vegetationen und offen verdünnten Flächen reiner Farbe im leeren Raum. Die Körper befinden sich in einer fortwährenden Metamorphose, die an den Garten der Lüste von Hieronymus Bosch erinnert, und überraschen durch ihre provozierende Weiblichkeit, die Verwirrung der Genres und die Mehrdeutigkeit der Sinne. In einem Prozess, der ein mysteriöses System von Codes annimmt und einer traumähnlichen Logik folgt, entwickelt sich eine Abfolge von fragmentierten Erzählungen und persönlichen Mythologien zu Kristallen eines unbewussten Mikrokosmos. Meine Referenzen sind biblisch, mythologisch, kunsthistorisch, literarisch und märchenhaft. Sie erlauben es mir, eine Grundlage für einen Prozess zu schaffen, der ohne Vorbedacht auf der Ökonomie der Mittel beruht. Ich beabsichtige auf einem schmalen Pfad zwischen Sehnsucht und Angst, dunkler Materie und rosafarbenem Fleisch, Trugbildern der Vergangenheit und Andeutungen der Zukunft, Greifbarem und Unsichtbarem zu wandeln.
(Anya Belyat-Giunta)

 

 

Eröffnung: Samstag, 6. Juli 2024 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 6. Juli bis 22. August 2024

 

Veranstaltungen (Eintritt frei)

Sa, 27. Juli von 10:00 bis 13:00 Uhr, Kunstspaziergang Hallein, Start: kunstraum pro arte

Mi, 7. August um 18:00 Uhr, Künstlerführung mit Erich Gruber

 

 

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr
Sa: 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

 

 

Bildnachweis: © Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber, 2024

 

kunstraum pro arte · Schöndorferplatz 5 · A-5400 Hallein