Jahr: 2006

Atelier Himbeer & Gäste: Ursula Guttmann, Beatrix Kaufmann, Christine Auleithner, Dagmar Höss

Schmuck und Gegenstände der Alltagskultur
Ausflug ins Alltägliche

Wenn Ursula Guttmann Menschen dazu bringt, ihren Bauchnabel auf der Kleidung zu tragen, so verwandelt sich das Gewöhnliche ins Aussergewöhnliche. Die in Linz lebende Halleinerin ist eine der vier Künstlerinnen, die in der Galerie Pro Arte in Hallein ausstellen und die sich der Erforschung der Alltagswelt verschrieben haben. Diese äußert sich z.B. in den besagten Ansteckstücken, auch in weiteren Arbeiten von Ursula Guttmann begegnet uns Bekanntes in anderem Erscheinungsbild („Ohrbürstchen“) und Trinkgefäße haben hier eine witzig ironische Realität.
Die Tirolerin Beatrix Kaufmann zeigt uns die bekannten Kugelketten in anderer Variation und spielt in einer weiteren Arbeit mit dem Begriff des Weihnachtsschmucks.
Die Könstlerin Dagmar Höss führt uns bedruckte T-Shirts und Sport-BHs mit dem Titel „Tragbare Heimat“ vor. Die österreichische Nationalhymne und der Wappenadler stehen im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung: ob als Identitätsstifter oder als Symbol ausgeprägten Patriotismus, die Haltung des Einzelnen dazu bleibt ambivalent.
Ein ganz anderer Zugang zur Heimat liegt der Arbeit von Christine Auleithner zugrunde. Sie zeigt Ansichtskarten mit passendem Sammeltäschchen, sowie bedruckte Putzlappen als Ausdruck selbstbestimmter hausfräulicher Tätigkeit.

Die Ausstellung mit dem Titel „Atelier Himbeer & Gäste“ ist Mi-Fr von 16-19 Uhr und Samstag von 10-13 Uhr geöffnet. Bis zum 23.12.2006 bleibt nun Hallein der Nabel der Alltagswelt.

Dauer der Ausstellung: 24. November bis 23. Dezember 2006

 

Erich Gruber:  SEIFENRAUCH

Kein gemütliches Bilderschauen beschert Erich Gruber den Ausstellungsbesuchern in der Halleiner Galerie ProArte, wo er unter anderem einen toten Pfarrer – eskortiert von übermalten Andachtsbildern – zeigt. Seine Zeichnungen und Collagen fordern den Betrachter auf, einen Schritt näher zu kommen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt öffnet sich dem Kunstkonsumenten eine stille und dunkle Welt: Das Wissen um die eigene Vergänglichkeit und die Reste seines Glaubens klopfen bei ihm an. Er hat Position zu beziehen.

Ein, so Gruber, noch immer brandaktuelles Thema: „Unsere Klassenzimmer und Krankenhäuser sind mit an Kreuzen hängenden Jesussen bestückt und Städte wie Dörfer werden Tag für Tag periodisch von Kirchenglocken beschallt. Der kritische Christ, der sich erhebt, wenn der Papst in aidsgefährdeten Ländern gegen Kondome wettert, oder der aufschreit, wenn sich Geistliche an ihnen anvertrauten Kindern sexuell vergehen, lässt trotzdem gern sein Baby taufen, um es in diese kirchliche Gemeinschaft einzubinden. Er steht am Palmsonntag aufrecht mit dem Palmbuschen vor der Kirche, schickt sein heranwachsendes Kind mit Vorfreude zur dilettantischen Erstkommunionsvorbereitung einer Tischmutter, besucht betend immer wieder seine verstorbenen Verwandten am Friedhof und pilgert nach einem „medizinischem Wunder“ nach Maria Zell.

Solchen Phänomenen ist Erich Gruber schon seit Jahren auf der Spur. Er fühlt dem Betrachter auf den Zahn und lässt immer wieder uns bekannte Bilder auftauchen, die er filtert, erhöht, entstellt, dann mit Bild- und Textfragmenten ergänzt und durch diese Konfrontation Bildaussagen schafft, die nachhaltig in uns arbeiten können.

Dauer der Ausstellung: 20. Oktober bis 11. November 2006
Vernissage: 19.10.2006 um 19.30 Uhr
In der Galerie Pro Arte, Molnarplatz 3

 

Plankton at the Schmiede: Künstler verkauft Träume

Eine Retrospektive auf 4 Jahre Zusammenarbeit vom Innsbrucker Kulturverein Plankton und dem Medienkongress Schmiede Hallein.

Über Michael Hackl war Plankton bereits beim Projekt Cube beteiligt, das die Gründer der zukünftigen Schmiede vereinte. Damit begann die Kooperation zwischen Plankton und der Schmiede Hallein erst aufzublühen. Installationen, Konzeptarbeit und Mediengestaltung von Plankton prägten den Medienkongress auf der Pernerinsel.

3 Projekte sollen im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie Pro Arte dieses Wirken besser zugänglich machen.

Die Projekte spielen sich im Spannungsdreieck von Künstler, Träume und Kommerz ab.

„Starbugs die Käfer-Casting-Show“ wurde auf der Schmiede 05 uraufgeführt. Ein „heisser Stuhl“ zum Thema Ablasshandel sorgte für hitzige Diskussionen. Die ?Warhole Machine“ war eine gemeinsame Projekteinreichung von Plankton und dem Schmiede Team zu ?Mythos Junge Kunst“, eine Ausschreibung zum Mozartjahr.

Die Vernissage mit live Starbugs – Castingshow findet am 20.September 2006 um 18 Uhr in der Galerie Pro Arte am Molnarplatz 3 in 5400 Hallein statt.

www.plankton.net
www.schmiede.ca

Dauer der Ausstellung: 21. September bis 14. Oktober 2006
Vernissage: 20.9.2006 um 18.00 Uhr

 

Andrea Fogli: Zeichnungen und Skulpturen

In Kooperation mit der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst.

Andrea Fogli betrachtet seine Lehrtätigkeit in Salzburg zu diesem Zeitpunkt als besondere Herausforderung, zumal er derzeit sein „diario delle ombre“ (Tagebuch der Schatten) mit 365 Zeichnungen von 2000 bis heute für eine Ausstellung mit einem Buch im MARTA Herford vorbereitet. Er geht die Begegnung mit den Studierenden daher als einen Moment der Selbstbewusstwerdung und der Konfrontation an, als Gelegenheit, gemeinsam mit den Studierenden, sein nächstes „Tagebuch“ zu beginnen, welches nicht mehr der Nacht und den Schatten sondern dem Tag und dem Sichtbaren gewidmet sein wird.

„Der Zeichnung wird essentielles Misstrauen entgegengebracht, weil sie die Realität nicht aufnimmt, sondern aus sich heraus – wie vom Grunde eines Brunnens – ein Bild erzeugt und zum Leben erweckt, das unter der Spitze des Bleistifts erblüht. Zu Zeichnen beginnen, ohne jede „Voreinstellung“ und ohne Plan, heißt auch, zu beginnen, sich zu verlieren. Es bedeutet, der Ankündigung einer Linie zu folgen, die am Anfang nichts anderes ist als ein Hauch, eine Vibration, eine stumme und ungestalte Stimme aus der Hand des Künstlers.“ Andrea Fogli.

Andrea Fogli unterrichtet auf der Festung Hohensalzburg im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg
Zeichnung: Imagination und Tagebuch vom 31. Juli – 19. August

Dauer der Ausstellung: 1. August bis 2. September 2006

Eröffnung: 31. Juli um 19.30 Uhr
Es spricht Prof. Dr. Peter Weiermair

Ort: ehemaliges KUNSTFORUM BEIM RATHAUS
5400 Hallein, Schöndorferplatz 6
Öffnungszeiten: Di–Fr 14–19 Uhr, Sa 10–13 Uhr

 

Johanna Dahm, Manfred Nisslmüller: so und so geschmückt

Johanna Dahm unterrichtet in Hallein auf der Pernerinsel im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg vom 24.7. – 26.8. Schuckgestalten : Referenz dem Körper

Text von Barbara Maas aus:  „Choice“ Zeitgenössische Schmuckkunst aus Deutschland. Ein Lesebuch [ISBN 3-00 016469-3 ]:
“Vor nicht allzu langer Zeit ging die namhafte Schmuckkünstlerin   Johanna Dahm noch einmal in die Lehre – beim Goldschmied eines Königs, des Königs der Ashanti in Ghana. Dort ließ sie sich in die diffizile, archaische Technik des Wachsausschmelzverfahrens, à cire perdue, einweihen, welches die Goldschmiede der Elfenbeinküste zu höchster Meisterschaft vollendet haben. Zunächst schlugen sämtliche Versuche Johanna Dahms, Ringe in dieser Technik vor Ort als Lehrling des königlichen Goldschmiedes zu gießen fehl, was damit zusammenhängen mag, dass sie als Frau mit dieser Tätigkeit einen Tabubruch beging. Erst nach der Rückkehr in die Schweiz gelangen ein Jahr später- unter Anwendung einer leicht modifizierten Version der traditionellen afrikanischen Hohlgusstechnik -eine Reihe exquisiter feingoldener Ringe mit Ringköpfen von unregelmäßigen, weich gerundeten Formen: kissenartig oder an Kopfbedeckungen erinnernd, nussförmig, prall wie Samenkapseln oder köstlich wie ein Klecks Schlagsahne. Sinnliche, ausladende Hohlkörper, die steIlenweise so dünnwandig sind, dass fast dekorativ zu nennende SchadsteIlen, Löcher und Risse auftreten. Den komplizierten technischen Prozess, dem diese Ringe ihr Dasein verdanken, sieht man ihnen kaum an, so ungekünstelt und elementar wirken sie.

Mehrere Jahre verstrichen bevor 2003 erneut „Ashanti-Ringe“ entstanden, denen Johanna Dahm nun den Titel „fast ASHANTI“ gibt. Die Bezeichnung „fast“ – im Sinne von beinahe, aber auch in der englischen Bedeutung von „schneIl“ -steht hier für eine von der Schmuckkünstlerin eigenständig entwickelte Abänderung der Ashanti-Gusstechnik, bei der nunmehr in einem verkürzten Arbeitsprozess die HersteIlung des WachsmodeIls übersprungen und stattdessen ein Hohlraum, also eine Negativform aus Luft, unmittelbar in den weichen Ton geknetet wird, in welche dann das Gold fließt. Da eine genaue Visualisierung der so im Innern der LehmhüIle fast „blind“ gestalteten Form nicht möglich ist, birgt das Resultat nach dem Zerschlagen des Tonmantels stets ein nicht unbeträchtliches, von Johanna Dahm als äußerst reizvoIl empfundenes Überraschungsmoment. Die Ringe sind massive, bizarre, urtümlich anmutende Materialisationen eines Leerraumes, Und mitunter lugt aus der wie geknetet wirkenden Feingoldmasse auch schon mal der ein oder andere Rohdiamant hervor.

Worum handelt es sich hierbei nun? Um die Nachahmung ethnischen Schmuckes, inspiriert durch einen Forschungsaufenthalt in Afrika und gestaltet mithilfe eines traditionellen afrikanischen Goldschmiedeverfahrens und dessen individueller WeiterentwickIung? Um Repliken, geformt aus dem sonnendurchfluteten Gold Afrikas? Oder um Adaptionen afrikanischer Schmuckmotive? Davon kann nicht die Rede sein.

Afrika und sein Schmuck sind für Johanna Dahm keine Studienobjekte. Sie begibt sich in Ghana nicht auf die Suche nach Ideen und unverbrauchten Motiven, mit denen sie dann ihren eigenen Schmuck zu bereichern trachtet. Vergeblich sucht man in ihren Arbeiten die Verballhornung irgendwelcher Hörner-Motive oder andere Ungereimtheiten, wie sie in so manchem ethnisch inspirierten Schmuckstück westlicher Provenienz auftauchen. Johanna Dahm versucht weder die über lange Zeit tradierten Formen des ethnischen Schmuckes noch dessen vielfältige magisch-rituelle und identitätsstiftende Bedeutung in einen europäischen Kontext zu übertragen und man ist geneigt, es ihr zu danken.

Im ethnischen Schmuck existiert eine klar strukturierte Bedeutungszuweisung, die innerhalb der jeweiligen Stammesgesellschaft einer allgemein verständlichen Sprache gleicht und die das Individuum im sozialen System verankert, indem sie Auskunft

gibt über Geschlechts- und Clanzugehörigkeit, Familienstand, Alter, sozialen Rang und Wohlstand. Zudem hat er die Funktion von Schaden abwehrendem Amulett und dient bei rituellen Handlungen wie Heilzeremonien, Geisterbeschwörungen oder Initiationsriten als Zeremonialgerät. Oftmals ist seine genaue Bedeutung nur mündlich überliefert und deshalb heute vielfach verloren. Dies bedeutet, dass die „Schmucksprache“ selbst in den Ursprungsländern nur noch bedingt verständlich ist und es käme schon einer Anmaßung gleich, als europäischer Beobachter Kenntnisse über diese Sprache für sich reklamieren zu wollen.

Johanna Dahm beobachtet nicht, sie nimmt teil. Sie wird Teil des Lebens vor Ort, sie lässt sich ein auf das Leben in Afrika und auf die afrikanische Mentalität. Sie hat Teil am Alltagsleben und an der Arbeit. Den Leuten, mit denen sie arbeitet, begegnet sie auf einer handwerklich-künstlerischen Ebene der Ebenbürtigkeit, in die sie ihre eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten ebenso selbstbewusst mit einbringt wie sie der afrikanischen Zivilisation Ehrerbietung erweist. Und all dies geschieht nicht aus einem vermeintlich objektiven, wissenschaftlichen Interesse einer Ethnologin heraus, die „Feldforschung“ betreibt, sondern ist vielmehr eine Beschwörung verlorener Erinnerung. Erinnerungen an die Kindheit und Jugend. Johanna Dahm wuchs auf in Afrika. In Südafrika. Unter dem Regime der Apartheid. X

Sehnsucht und Heimweh sind die beiden vorherrschenden Gefühle, die die Einstellung der Schweizer Schmuckkünstlerin gegenüber dem afrikanischen Kontinent prägen. Vor diesem Hintergrund sind ihre Reise nach Ghana und die intensive Beschäftigung mit der afrikanischen Goldschmiedetechnik zu sehen. Beide stehen in einem engen Bezug zu ihrer Biographie und der Aufenthalt in Ghana kommt einer Reise in die Vergangenheit gleich, ist in gewissem Sinne Rückkehr. Durch ihn werden Erinnerungen aktiviert und auch neu gelebt, mit dem Ziel der Verortung und Verwurzelung des eigenen Ich. Johanna Dahm erlernt nicht nur eine bestimmte Goldschmiedetechnik während dieser Zeit; sie lernt etwas über sich selbst.

Im strahlenden Gold der Ringe aus den beiden Ashanti-Werkzyklen spiegelt sich das helle Licht einer Kindheit in Afrika, so wie sich die Formen der Ringe teilweise aus Erinnerungsbildern an üppige Frauen mit schweren, überhängenden Bündeln und Reissäcken auf dem Kopf oder an einheimische Früchte speisen. Dabei überlagern sich Kindheitserinnerungen aus Südafrika mit in Ghana Erlebtem und Erfahrenem. Über die Erlebnisse und das künstlerische Tun im Jetzt wird ein Kontakt zu Früherem wiederhergestellt, zu einer Vergangenheit, wie sie tatsächlich war oder wie sie erinnert wird, aber auch zu den nicht realisierten Möglichkeiten, der verwehrten Gemeinschaft mit den Menschen des Landes unter der Apartheid. So gerät das Schmuckmachen Zur Erinnerungsarbeit, die Schmuckstücke zu Gedächtnisspeichern.

Für Johanna Dahm übernehmen die Ringe eine identitätsstiftende Funktion, nicht unähnlich der, wie sie im ethnischen Schmuck zu finden ist. Und sie verkörpern eine unstillbare Sehnsucht: nach einer Kindheit, einem Land, nach Gerüchen, Farben und Geräuschen, nach einem vergangenen Leben, so wie es war -und wie es hätte sein können.

Die Arbeit von Manfred Nisslmüller besitzt heute unverkennbar: eine theoretische Prävalenz, die sich im DENKEN über eine grundsätzlich andere Zuordnung von Schmuck und Schmücken begründet. Seine Arbeiten zeigen Denkschritte auf, die herkömmliche Ansichten erweitern, Maßstäbe und Wertbegriffe umstellen. Nisslmüller versucht den Schmuck im Essentiellen zu treffen. Aus diesem Ansatz ergeben sich seine akustischen Schmuckzeichen. Ebenso selbstverständlich und folgerichtig ist er zu Schmuck gelangt, der in der Vorstellung entwickelt wird, nicht mehr real existieren muss. Schon seit 1977 entstehen „Schmuck-Vorschläge“ ohne Objektcharakter, etwa in Form von Texten, die man als „Schmuckanleitungen“ lesen kann. Auch die Darstellung des hl. Sebastian, dessen Leib von Pfeilen durchbohrt ist, sieht Nisslmüller als Schmuckarbeit, eine radikale Verbindung und Durchdringung von Körper, Objekt und Schönheit- Eine solche Betrachtung zählt zu seinen Testreihen, darunter versteht er Text und Schmuckanweisungen, die im Kopf weiterarbeiten.

Auch die SCHRIFT in ihrer Ambivalenz zwischen Bildmotiv und kommunikativem Instrument dient der Annäherung auf der Suche nach den wesentlichen Kriterien für Schmuck. Seine Schmuck-Statements eröffnen den Diskurs über das Phänomen Schmuck an sich, mit ihren Behauptungen oder Fragestellungen fordern sie die Stellungnahme des Lesers heraus. Sie finden sich an verschiedenen Orten der europäischen Sammlung des Museums. Seine Litanei zum/über Schmuck (Tisch im Museumsfoyer) versteht sich als Schmuck-Arbeit, wie auch seine Schmuckworte, er spricht von Schmückung, als die Sprachfries wie visuelle Poesie gelesen werden könne.

Dauer der Ausstellung: 29. Juli bis 26. August 2006
Vernissage:
28.07.2006 um 20.00 Uhr
Es spricht Frau Prof. Dr. Barbara Wally, Leiterin der Sommerakademie

 

Barbara Schiestl: Zeichnung

Dr. Anton Gugg: Zur Zeichnung

Man darf sich nichts vormachen. Die Zeichnung ist eine Sache für Spezialisten, für ein ganz bestimmtes, begrenztes, aber hochsensibles Publikum, das -bildlich-musikalisch gesprochen die Kammermusik mehr liebt als den rauschenden Orchesterklang, in dem sich viel mehr verstecken und vertuschen lässt als in der gewissermaßen gnadenlosen Auseinandersetzung exakt hörbarer, isolierter Instrumente.

Linienkunst auf Papier ist nicht für die große Masse – war es nie und wird es nie sein. Die Zeichnung – sicherlich das authentischste aller künstlerischen Medien- spricht nach wie vor eine kleine, handverlesene Schar von Sammlern und Kennern an. Das ist in der alten Kunst so und ist in der klassischen Moderne und bei den Zeitgenossen nicht anders. Barbara Schiestl ist so eine Zeichnerin, die denjenigen fasziniert, der die Stufen der Zwiesprache zwischen Kohlestift oder Feder mit dem empfindsamen Trägermedium Zellstoff auszumachen und auszukosten versteht. Aus diesem ursprünglichsten, aber auch kultiviertesten aller materiellen künstlerischen Dialogmöglichkeiten schlägt diese bemerkenswerte und in Salzburg noch viel zu wenig bekannte Künstlerin aufregende Funken. Die in Hall in Tirol geborene Grafikerin mit Ausbildung und Kursleitertätigkeiten in München, auch an der dortigen Modeschule, lebt seit 1986 freischaffend in Salzburg – was für jeden Künstler und erst recht für eine Frau nicht die einfachste Lebensgrundlage ist. In Bad Reichenhall kennt man sie als Lehrerin für perspektivisches Zeichnen und Aquarellieren und in Salzburg hat sie durch Ausstellungen in der Berufsvereinigung Bildender Künstler und an verschiedenen anderen, etwas abseits des galeristischen Trampelpfades gelegenen Orten auf sich aufmerksam gemacht.

Zurecht wurde ihr 1995 der Ehrenpreis der Karl Weiser Stiftung zuerkannt. Es sind Bilder eines besonders starken gestalterischen Temperamentes zu sehen, das zwar weiblich ist, sich aber zum Beispiel von der Kunst der Salzburger Frauen auffallend unterscheidet. In diesen Arbeiten findet man nichts Spielerisches und Schwebendes, gespreizt Technoides, nichts Buntes und Überquellendes wie bei so vielen hier seit langem ansässigen Malerinnen und Zeichnerinnen.

Es gibt für den erdigen Expressionismus der Barbara Schiestl eigentlich kein Salzburger Pendant. Diese Art der dramatischen Hell-Dunkel-Konstrastik, der aufbrechenden, wilden Formkomplexe, des Naturhaften und beinahe Gewalttätigen in der Strichführung findet man kein zweites Mal.

Barbara Schiestls Arbeiten – ob Malerei oderZeichnung – sind keine ästhetischen  Spielereien und keine oberflächlichen, spekulativen Improvisationen. Sie stehen auf einem festen akademischen Boden der Zeichenkunst und der intensiven Naturbeobachtung,  Sie sind sozusagen erdverwurzelt wie alle Tiroler Kunst und haben eine barocke Grunddynamik, die aus erregend halbabstrakten, vieldeutigen Erscheinungen des Zeichnerischen und Malerischen so etwas wie kosmische Weltlandschaften macht.

Barbara Schiestls Mal und Zeichenkunst – man mag kaum das eine vom anderen trennen – ist etwas ganz Besonderes in diesen eher lyrischen Breiten.

Dauer der Ausstellung: 22. Juni bis 15. Juli 2006
Vernissage: 21.06.2006 um 19.30 Uhr
Es spricht Dr. Anton Gugg

 

Ingrid Schreyer: Spiel Wiese Weide Tiere

Malerei – Zeichnung – Foto

Ingrid Schreyer schreibt über ihre Arbeit:
„Meine Bildsprache hat einige Veränderungen, Entwicklungen, Variationen erfahren; wovon sie (mit wenigen Ausnahmen) erzählt, ist jedoch über die Jahre hinweg beharrlich gleichbleibend: WEIDETIERE, faszinierend und herausfordernd in meiner Imagination und in der realen Begegnung, so sie mit Arbeit verbunden ist. Bildnerei ist nicht nur Arbeit, sondern auch Spiel, mit verschiedenen Mitteln bildnerischen Ausdrucks.
Der kleinräumigen Struktur der Pro-Arte-Galerie (wie früher die Ställe der Subsistenzbauern mit Schaf und Rind und Huhn … unter einem Dach) bietet die ideale Gelegenheit, verschiedene Facetten derselben Welt am Rand des Alltags zu zeigen: Neben Ölbildern und Gouacheblättern finden Bunt-/Bleistiftzeichnungen Platz wie auch Fotos und Dia. Das Format reicht von der Plakatwand übers Bilderbuch zur Karteikarte.“

Dauer der Ausstellung:
25.5. – 17.6.
Vernissage:
24.5.2006 um 19.30 Uhr
Lesung und Performance: Bodo Hell und Norbert Trummer

 

 

Katharina Müller: first view

Faszinierend, verblüffend, erfrischend und reizvoll weiblich – so würde man die Persönlichkeit der jungen Künstlerin Katharina Müller beschreiben. Dasselbe gilt auch für ihre Kunst, die sie ab 26. April in der Galerie Pro Arte in Hallein präsentiert.

Es sind Arbeiten mit Farbstiften auf   Papier, teilweise auch in Mischtechnik. Das dominierende Thema sind Schatten wie etwa ein Baum, der sich auf einer riesigen Hauswand im Wind, in der Sonne, im Licht reflektiert, oder ein sich in ständiger Bewegung befindender   Unterwassserwald. Zwischenmenschliche Begegnungen, Sex und Erotik sind ebenso Thema wie die organischen Strukturen von Tieren und Pflanzen. Die Künstlerin liebt es, Oberflächen unterm Mikroskop zu betrachten und diese Eindrücke in ihren Bildern zu verarbeiten.

In einem zart anmutenden Strich arbeitet sie mit mehreren Farbnuancen ihre Schattierungen auf die Blattoberfläche. Im Kontrast zur akribisch-feinen Strichführung steht der dynamische und temperamentvolle Rhythmus des Dargestellten. Er bestimmt auch den starken Eindruck, den die Bilder auf den Betrachter hinterlassen.

Dauer der Ausstellung: 27. April bis 19. Mai 2006
Vernissage:
26.4.2006 um 19.30 Uhr
Es spricht Dr. Elisabeth Telsnig, Kunsthistorikerin

 

männer ohne nerven (golden team) und ihre besten bilder

Der kegelclub siezenheim setzt sich hohe ziele: neben seinem großen sozialen engagement versucht er seit diesem jahr auch, junge hoffnungsvolle künstler in ihrem werdegang zu unterstützen.

Zu diesem zweck konnte einerseits die berühmte künstlergruppe josef böhm für die künstlerische beratung gewonnen werden, andererseits stehen für die erste ausstellung die schönen räume der halleiner galerie pro arte zur verfügung.

Unter dem ausstellungstitel männer ohne nerven (golden team) und ihre besten bilder treten 8 junge talente in verschieden sparten an:

  1. bergmüller, fotografische objekte
  2. haas , dies + das +video
  3. iglar, autos + frauen
  4. kalter, fotografie
  5. kuss, chaos, fotos + mehr
  6. pollhammer, malen + basteln
  7. seidl, fotografieren
  8. steidl, alles

glück auf und viel erfolg wünscht der kc siezenheim.

Ps: diese ausstellung dient ausschließlich dem zwecke der belustigung der abgelichteten privatpersonen. Außenstehende sind aber herzlichst eingeladen.
Gerichtsstand salzburg

Dauer der Ausstellung: 25. März bis 14. April 2006
Vernissage: Freitag, 24.03.2006 um 19.30 Uhr

© Stefan Zenzmaier

 

kunstraum pro arte · Schöndorferplatz 5 · A-5400 Hallein