Miriam Bajtala und Ekaterina Shapiro-Obermair treffen sich im Feld. Beide Künstlerinnen arbeiten bisweilen wie Ethnografinnen. Sie gehen ins Feld und beforschen sich selbst und andere, analysieren, kontextualisieren und arrangieren Sinnzusammenhänge.

In dieser Duo-Ausstellung zeigen die Künstlerinnen eine Auswahl ihrer individuellen Werke und loten Schnittstellen sowie Kontrapunkte aus. Die präsentierten Werke verhandeln aus unterschiedlichen Perspektiven die Themen Körperlichkeit und Arbeit sowie Klassismus und Erfahrungswissen. Es wird vom Körper aus gedacht – wie schreiben sich unsere Körper und ihr Tätigsein in den Raum ein? Wie arbeiten Frauen? Wie arbeiten Männer? Wie lässt sich das künstlerische Schaffen einerseits, der Lohnarbeit im industriellen Kontext andererseits gegenüberstellen? Welche Rolle spielt der männliche Körper im Krieg? Und wie verkörpern sich die Schrecken des Krieges in den Körpern und in der Natur?

Miriam Bajtala, 1970 in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren, thematisiert in unterschiedlichen Sprecharten Reproduktionen von Ungleichheit, Machtverhältnissen, sowie Strategien der Selbstermächtigung, Zeugenschaft und Repräsentation. Im kunstraum pro arte zeigt sie zum einen Zeichnungen aus dem Zyklus SCHWERE ARBEIT sowie die Videoarbeit IM AKKORD. In diesen Werken versucht sie Lohnarbeit und künstlerische Arbeit einander gegenüberzustellen und fragt nach Entsprechungen sowie nach einer Darstellbarkeit beider Systeme. Zum anderen zeigt sie die Videoinstallation BECOMING OUTLINE. In dieser Videoarbeit schreibt sie ihre Geschichte buchstäblich in ein Feld ein, in dem 18 Grundrisse von Wohnungen, die sie bewohnt hat und Personen, die ihr Leben prägten – auf einer Wiese reinszeniert werden. Ihr Werdegang oder vielmehr ihr Werden nimmt Kontur an, wird zum Umriss, der über sich selbst hinauswächst.

Ekaterina Shapiro-Obermair, 1980 in Moskau geboren, beschäftigt sich in vielen ihrer Arbeiten mit dem kollektiven Gedächtnis, Geschichts-schreibung, sowie der Sichtbarwerdung von Ideologien in gebauten und sozialen Räumen. In der aktuellen Ausstellung zeigt sie zwei neue Arbeiten: Ihr Film GRÄBER begleitet 2016 eine Exhumierung gefallener Soldaten der Roten Armee in der heutigen Westukraine. Die Künstlerin schaut anderen beim buchstäblichen Graben zu, befragt diese Form der Geschichts- und Gedenkarbeit, die mit ihr verbundenen Rituale des Erinnerns sowie „die Rolle des männlichen Körpers im Krieg – einem Körper, der gleichermaßen Tod bringt und gleichzeitig einer besonderen Gefahr ausgesetzt ist“ (Shapiro-Obermair). Darauf aufbauend entwickelt sie die Rauminstallation DER TOTE WALD in der die Vernichtungskraft des Krieges in ihrer Totalität evoziert wird.

Beide Künstlerinnen arbeiten multimedial – von der Zeichnung über Installationen bis hin zu Videoarbeiten.

 

ARTIST STATEMENTS:

Miriam Bajtala

Wenn Nachforschungen die Stationen des eigenen Lebens zum Gegenstand haben, drängt sich das „Zuhause“ in das wissenschaftliche „Feld“ hinein: In der Videoinstallation BECOMING OUTLINE erscheinen die 18 Grundrisse der Wohnungen, in denen ich gelebt habe, als rot gesteckte Umrisse – ein tatsächliches, begehbares Feld auf einer Wiese. Sichtbar wird ein räumlicher, fragmentarisch erzählter Lebenslauf: Was bedeutet es, „im Nachteil zu sein“ und aus einer ökonomisch kapitalschwachen, patriarchalen und kulturell ungebildeten Familie mit Migrations-„Vordergrund“ zu kommen? Was heißt das Wort „Selbstermächtigung“ – und wie lässt sich so eine Geschichte erzählen? Mit den Zeichnungen SCHWERE ARBEIT erforsche ich unterschiedliche Prozesse des künstlerischen Arbeitens an sich. Ausgangspunkt war mein Video IM AKKORD, in dem ich nach den Körperbewegungen meiner Mutter während ihrer langjährigen Fabriksarbeit fragte. Wie lässt sich die im Akkord verrichtete Lohnarbeit – sichtbar in der Körpererinnerung ihrer Hände – meiner kreativen Arbeit gegenüberstellen? Das thematisiere ich mit dem Arbeitszeitprotokoll, das – ähnlich wie Stempelkarten – die für die Zeichnungen notwendigen Aufgaben und Arbeitsstunden aufzeichnet. Die einzelnen Blätter nehmen Bezug auf Texte, Bilder und Songs, die sich mit Klassismus auseinandersetzen und wichtige Referenzen in meiner künstlerischen Praxis sind.

Ekaterina Shapiro-Obermair

Für die Ausstellung in Pro Arte habe ich zwei neue Arbeiten entwickelt, die inhaltlich miteinander verbunden sind, jedoch jeweils autonom bleiben. Ausgangspunkt ist die Videoarbeit GRÄBER: An einem Maitag 2016 begleitete ich in einem Wald in der Westukraine einen Suchtrupp, der sich auf die Bergung der Gefallenen beider Weltkriege spezialisiert hat. Der Film ist als atmosphärische Dokumentation angelegt und zeigt Männer bei ihrer Arbeit, während die eigentlichen Funde kaum zu sehen sind. Die zweite Arbeit ist eine räumliche Collage, die Motive aus dem Film aufgreift und sie künstlerisch-assoziativ im Raum platziert. Der Titel DER TOTE WALD ist vom gleichnamigen Gedicht Karl Kraus’ aus den LETZTEN TAGEN DER MENSCHHEIT inspiriert. Die Verbindung mit dem Video gibt eine Leserichtung für die einzelnen Elemente der Installation vor: Die Bäume, die auf den Kriegsgräbern wachsen, sind bereits selbst tot – vernichtet durch den aktuellen Krieg, in dem nicht nur Menschen getötet, sondern auch Natur zerstört wird.

 

Eröffnung: Samstag, 5. Juli 2025 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 5. Juli bis 23. August 2025

Veranstaltungen (Eintritt frei)

Freitag, 22. August um 18:00 Uhr
Artist Talk mit Miriam Bajtala und Ekaterina Shapiro-Obermair
Moderation: Thomas Hörl

 

Bildnachweis:

© Miriam Bajtala/Ekaterina Shapiro-Obermair

 

 

Alle Fotos von Rudolf Strobl

Am 27. Jänner 2019 postete der Lyriker Timo Brandt einen Text von Rajko Djurić. Djurić war Schriftsteller, Philosoph, Wissenschaftler und Roma-Aktivist. Sein Gedicht trägt den Titel geboren in Auschwitz, gestorben in Auschwitz. Darin listet Djurić die Namen von elf Kindern auf, die am selben Tag, an dem sie geboren wurden, ermordet worden sind: Else Rebstock, Herbert Weiss, Joseph Straus, Anton Gross, Helena Kosak, Julius Horvath, Friedrich Krause, Theresa Schubert, Paula Zelinek, Lore Nachel und Marie Blum.

Dieses Gedicht lässt die Performance-Künstlerin Esther Strauß nicht mehr los. Wie erinnert man an Kinder, denen ihr ganzes Leben genommen worden ist? Die vielleicht keine andere Spur in dieser Welt hinterlassen konnten, außer ihren Namen? Strauß beginnt zu recherchieren. Laut einem Eintrag im Hauptbuch des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz Birkenau wurde Marie Blum am 5. September 1943 in Sektor BIIe geboren – jenem Lagerabschnitt, in dem Rom*nja und Sinti*zze interniert waren. Dort wurde sie am dritten Tag ihres Lebens ermordet.

Um ein performatives Denkmal für Marie Blum zu entwickeln, legt Esther Strauß ihren eigenen Namen in einer rechtskräftigen Namensänderung ab, um ein Jahr lang den Namen Marie Blum zu tragen. „Seither versuche ich zu verstehen, welche Verantwortung mir aus der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte erwächst. Wichtig erschien mir dabei, Marie Blums Namen zu erlauben, den meinen in Schwierigkeiten zu bringen.“, so die Künstlerin.

Auch nach der Rückgabe von Marie Blums Namen am 27. Jänner 2021 wächst das Denkmal für sie weiter; in den letzten sechs Jahren entwickelt Strauß performative Texte, Fotografien und Installationen, die sich an zwei Polen sammeln. Zum einen berührt das performative Denkmal für Marie Blum die Tatsache, dass es in Österreich nach wie vor keinen zentralen Erinnerungsort gibt, der den geschätzt 250.000 – 500.000 Sinti*zze und Roma*nja gewidmet ist, die von den Nationalsozialist*innen in Europa ermordet worden sind. Auch im Salzburger Lager Maxglan wurden diese Menschen ausgebeutet, deportiert und umgebracht.

Zum anderen beginnt Esther Strauß im Rahmen des performativen Denkmals für Marie Blum die nationalsozialistische Geschichte ihrer Familie, in der sich Täter*innen, Unterstützer*innen, Profiteur*innen und Zusehende finden, zu recherchieren und in ihren Arbeiten kritisch zu diskutieren. Dazu Nina Tabassomi, Direktorin der Kunsthalle Tirol TAXISPALAIS: „Wie können wir mit dem unrechtmäßigen Privileg umgehen, dass viele von uns mit historisch belasteten Namen unbeschwert durchs Leben gehen, während die Namen unschuldig Ermordeter gleichzeitig erloschen sind? Die österreichische Erinnerungskultur wird in den Werken von Esther Strauß mit der Frage konfrontiert, wem sie dient und welche Rolle die Auseinandersetzung und Nicht-Auseinandersetzung mit Täter_innenschaft darin spielt.“

 

Eröffnung: Samstag, 22. Februar 2025 um 11:00 Uhr
Eröffnung mit Katalogpräsentation und Gespräch

 

Galerieöffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr // Sa 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

Dauer der Ausstellung: 22.Februar bis 29. März 2025

 

Begleitveranstaltung (Eintritt frei):

Do, 27. März 2025 um 18:30 Uhr, Stadtbücherei Hallein: Vortrag NS-Verfolgung der Roma, Romnja, Sinti und Sintizze im Bundesland Salzburg von Drin Erika Thurner, Universität Innsbruck, und anschließendes Gespräch

Bildnachweis: Esther Strauß, einen Namen tragen, 2024

Fr, 27. September 2024 um 19:00 Uhr 

In ihren Performance Lectures verknüpft Beate Ronacher wahlweise die Präsentation inhaltlicher Auseinandersetzungen, Aneinanderreihungen und Aufzählungen mit performativen, repetitiven Handlungen. Selbstreflexive Denkprozesse und profane Bewegungsabläufe verschränken sich. Wir dürfen gespannt sein!

kuratiert von: Daniel Lichterwaldt und Erka Shalari (Les Nouveaux Riches)

mit Arbeiten von: Alpine Gothic, Francisco Valença Vaz, Mara Novak, Rebecca Merlic

 

Der Tennengauer Kunstkreis hat den in Wien ansässigen Verein Les Nouveaux Riches eingeladen eine Ausstellung im kunstraum pro arte zu kuratieren und Künstler:innen aus Salzburg und Wien für diese Ausstellung zusammenzubringen.

„Aspekte der Selbstreflexion als Räume der Gesellschaft“ bietet Erkundungen des Selbst in der physischen und der virtuellen Welt, vielschichtige Streifzüge, die sich entfalten und wieder enden. Die von Les Nouveaux Riches kuratierte Ausstellung präsentiert erstmals die Werke von Alpine Gothic, Francisco Valença Vaz, Mara Novak und Rebecca Merlic gemeinsam. Die künstlerischen Positionen bieten einzigartige Perspektiven auf das Zusammenspiel von Individuum und Gesellschaft und werfen vielfältige Fragen auf.

Die Ausstellung beginnt mit einer Raumkonstruktion von Alpine Gothic, einer Mixed-Media-Installation, die sich mit der komplizierten Dynamik des Dreikörperproblems in der Naturwissenschaft auseinandersetzt. Die dynamische und unvorhersehbare Natur des Problems stellt jedoch eine Herausforderung dar, da es keine mathematische Formel gibt, die endgültige Lösungen bietet. Unerschrocken wechselt Alpine Gothic die Perspektive und lädt eine Astrophysikerin aus dem Exoplaneten-Team der ESA ein, um Einblicke in dieses komplexe Phänomen zu erhalten.

Mara Novak präsentiert ihre monumentalen Collagen, die über ein Jahrzehnt hinweg entstanden sind (vor allem Werke aus ihrer Serie „reality sucks“). Während sich die technischen Fertigkeiten ihrer Arbeit weiterentwickelt haben, sind ihre Kernthemen und Interessen unverändert geblieben. In ihren Kompositionen verschmelzen Naturlandschaften nahtlos mit Archivbildern, die von verschiedenen Plattformen wie YouTube und aus Datenbanken stammen.

Die Installation von Rebecca Merlic besteht aus der originellen Sitzgelegenheit „Fat Boi“ sowie Wallpapers, auf die DOMUM projiziert wird – ein virtuelles Spiel, das an einer Absturzstelle des Post-Turbo-Kapitalismus stattfindet. Merlic lenkt die Aufmerksamkeit auf neue Begriffe, Life-Modelle und Erkenntnisse: Digitales Zuhause, digitale Nomaden, die Infrastrukturen gebrauchen und auch missbrauchen, inklusives digitales Leben und Myriaden von Apps, die die moderne Existenz messen. An jedem Tag der Ausstellung ist das Publikum mit den Live-Daten der Künstlerin verbunden, die durch ihre Oura-App generiert werden.

Francisco Valença Vaz taucht in die unterirdischen Gefilde Wiens ein. Hier werden alltägliche Gegenstände wie Haltegriffe zu Vehikeln, um Materialität, Vertrauen und Körperbewusstsein zu untersuchen. Im Ausstellungsraum bestechen diese Requisiten durch ihre hypnotischen Farben, Formen und Kurven. Sie passen sich an neue Räume an, möglicherweise auch an Vaz’ eigene Migrationsgeschichte.

 

LES NOUVEAUX RICHES (LNR) startete vor fünf Jahren als Magazin und hat seitdem einen Kosmos entfaltet, der Kunst in einer frischen und zeitgenössischen Umgebung einbettet: Ihre Mission besteht darin, mit einem multidisziplinären Ansatz über die internationale Kunst- und Kulturszene zu berichten. LNR kreiert, kommuniziert und experimentiert mit verschiedenen Ausdrucksformen, die das LNR-Mindset widerspiegeln – von 200 cm langen Kunstschals bis zu XXL-Wandkalendern. Die Produktionen umfassen die subtile Eleganz des Lifestyles. LNR ist ein Raum für Kreativität, Stil, Freiheit, Gemeinschaft und Forschung. Während sich die Ideen und Produktionen im Laufe der Jahre entwickeln, veröffentlichen sie weiterhin täglich Interviews und Artikel auf Deutsch und Englisch, genauso, wie sie es sich von Anfang an vorgestellt haben.

 

 

Eröffnung: Samstag, 13. April 2024 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 13. April bis 18. Mai 2024

Veranstaltungen (Eintritt frei):

Mi, 24. April um 18:30 Uhr, After-Work-Führung mit Laila Huber, Leitung kunstraum pro arte

Sa, 18. Mai um 11:00 Uhr, Finissage & Kurator:innenführung mit Daniel Lichterwaldt und Erka Shalari

 

 

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr
Sa: 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

 

 

 

Bildnachweis: Mara Novak, reality sucks, 2016, digital C-print, 110 x 73 cm

 

Interview mit Mara Novak, Francisco Valença Vaz, Rebecca Merlic und Alpine Gothic

Skulptur einer palmenartiger Pflanze aus Perlen und Schmuck Rauminstallation eines Würfelgestells mit Tücherknödeln auf inneren Verbindungsstangen befestigt Videospielcontroller auf einem Bettlaken liegend Gaming Computer Rechner verbunden mit einer Maus Bunte Platte auf einer Wand befestigt mit Kabelanschlüssen versehen; mit Plastik Edelweiß Symbol Bild einer Berglandschaft darunter Rauminstalltion einer Bushaltestangen mit dazugehörigen Halteschlaufen Rauminstallationen aus Metall davor Bild eines Delfins, der aus einem Bergsee zu springen scheint

Schüler:innen der Mittelschule Hallein & DO!lab

Kinder sind heute von digitalen Endgeräten umgeben und beherrschen diese auch sehr gut. Die Fähigkeiten beziehen sich jedoch auf den Umgang mit Benutzer:innenoberflächen. Im Projekt Drucken ohne Druckgeht es um die Vorbedingung dieser Medienkompetenz, um das Verstehen der technischen Hintergründe von Schrift und Büchern. In einer Workshop Serie, die in eine kleine Ausstellung mündet, erarbeiten Schüler:innen der Mittelschule Hallein gemeinsam mit DO!lab analoge und digitale Techniken grafischer Gestaltung.

Wie prägen digitale Technologien die Zukunft kultureller Erlebnisse? Wie eröffnen sie dabei Möglichkeitsräume? Und welche Rolle spielen Handwerk und analoge künstlerische Druckverfahren im Wechselspiel?

Die vom DO!lab schon mehrmals erfolgreich durchgeführte Druckwerkstatt wird in diesem Projekt erweitert. Das Team von DO!lab gestaltet gemeinsam mit Gästen die mehrtägige Workshop-Reihe. Der erste Workshop gilt der thematischen Annäherung durch einen Impuls Vortrag der KI Expertin Stephanie Meisl in der Stadtbücherei Hallein, in dem die Schüler:innen Einblicke in die Phänomene der Fake News und Propaganda erhalten, um ein Bewusstsein zu schaffen, das nicht alles was man liest auch wahr ist. Danach führen Künstler:innen des feministischen Netzwerks EXTRA stark durch ihre aktuelle Ausstellung BETRETEN VERBOTEN im kunstraum pro arte. In den darauffolgenden Workshoptagen erarbeiten die Schüler:innen Themen und lernen dazu diverse Drucktechniken kennen.

Haptisches Erfahren und konkretes Verständnis von Zusammenhängen bauen Berührungsängste ab und fördern kreative und selbstbestimmte Nutzung. Spielerisch werden technisches Verständnis und die Mentalität des Begreifens und der Kooperation mittels einer künstlerischen Produktion erfahrbarer gemacht. Neben der Begeisterung für die analogen Verfahren werden die Schüler:innen sich durch die Workshops das fachliche und technische Know-how aneignen, Teile einer alten Handwerkskunst erlernen und sich so mitWort und Schrift sowie grafischer Gestaltung anders auseinandersetzten als im Alltag.

Die Ergebnisse sowie Einblicke in den Prozess werden mittels einer kleinen Ausstellung im kunstraum pro arte der Öffentlichkeit präsentiert.

Dieses Projekt wird im Rahmen von Kunst ist Klasse!des OeAD sowie durch die Stadtgemeinde Hallein gefördert.

Eröffnung: Freitag, 23. Mai 2025 um 14:00 Uhr
Dauer der Ausstellung: 24. Mai bis 4. Juni 2025

 

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr // Sa 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

 

Für die aktuelle Ausstellung im kunstraum pro arte rücken Bildkombinat Bellevue die Kulturpflanze Lavendel in den Fokus ihrer Betrachtungen. Neben ihrer bekannten Wirkung untersucht das Künstlerkollektiv die Pflanze auf ihre Tauglichkeit als Instrument zur gesamtgesellschaftlichen Heilung. Das Künstlerkollektiv Bildkombinat Bellevue – bestehend aus Peter Brauneis, Peter Schwaighofer und Joe Wagner – wurde vor rund 25 Jahren in Hallein gegründet. Seitdem treten sie immer wieder gemeinsam auf und erschaffen in ihren Arbeiten einen ganz speziellen Bilderkosmos.

Artists Statement:

Lavendel – eine Chance für Viele?

„Ich bin ein ziemlich respektabler Bürger. Ein mehrfacher Straftäter vielleicht, aber gewiss nicht gefährlich.“ (Hunter S. Thompson: Fear and Loathing in Las Vegas)

Alles eine Frage von Fokus und Parametern?

Wie: Steigende Jugend- oder „Ausländer“-Kriminalität …

Oder, geht auch: Stark erhöhte Wirtschaftskriminalität in der männlichen Bevölkerung der Altersgruppe zwischen 25 und 60 Lebensjahren (besonders häufige Delikte: Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung).

Lasst uns untersuchen und genießen:

Mit welchem Datum wurde der Beginn der Tradition festgesetzt und wann war sie abgeschlossen?

Warum frühsexualisieren queere Personen Kinder, heterosexuelle aber nicht?

Warum wollen uns alle großen Konzerne vergiften?

Wer stoppt die Dämonisierung des Schnitzels?

Ist das Leben in einer Festung angenehm?

Wenn wir ganz lieb zu Wladimir Putin sind, dürfen wir dann unsere Gartenzwerge behalten?

Und Antipoden sammeln, wie beispielweise:

respektvoll – unterwürfig, Arroganz – gutes Benehmen, Dorfkaiser – Superreiche …

Lavendel beruhigt und entwirrt.

Wir werden diese Pflanze, neben ihrer Eigenschaft

als Kosmetikpflanze, mit fast mystischer Wirkung auf Psyche und Physis,

auf Ihre Tauglichkeit als Instrument zur gesamtgesellschaftlichen Heilung untersuchen –

dies erfolgt, nebst unserer installativen künstlerischen Arbeit,

in pseudowissenschaftlicher Weise.

Presenter sind auch:

Playmobil Persönchen als Vertreter der vielleicht größten Ethnie der Erde- etwa 22 Milliarden. (huch!)

Allerherzlichst, Bildkombinat Bellevue im Oktober 2024

 

Rede zur Eröffnung von Dominic Schafflinger

 

Eröffnung: Samstag, 16. November 2024 um 11:00 Uhr

Veranstaltungen (Eintritt frei):

Mi, 27. November um 18:30, After-Work Künstlerführung

Sa, 21. Dezember um 11:00 Uhr, Finissage und Künstlergespräch

 

Dauer der Ausstellung: 16. November bis 21. Dezember 2024

 

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr // Sa 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

 

Bildnachweis: Lavendelbombe, BKB 2024

 

Begleitend zum Medienkunstfestival Schmiede Hallein stellt der Tennengauer Kunstkreis, nun schon seit mehreren Jahren, die Ausstellungsräume des kunstraum pro arte in Hallein für Künstlerinnen und Künstler aus diesem Netzwerk zur Verfügung. Für die aktuelle Ausstellung wurde die in Hallein lebende Künstlerin Beate Ronacher eingeladen sich zu präsentieren. Beate Ronacher beschäftigt sich in ihren Installationen, Malereien und Performances mit Material und Körper. Found Objects aus der Natur bis hin zu Kultur- und Konsumgütern, Arbeitsprozesse bis hin zu rituellen Gesten werden zum künstlerischen Forschungsfeld.

Profane Gegenstände, Materialien und Tätigkeiten werden ihrer ursprünglichen Funktion und ihrem Kontext enthoben und in neue Zusammenhänge gesetzt, scheinbar zweckdienliche Handlungen ad absurdum geführt. Transzendenz und Körperlichkeit, religiöse Symbolik und profanes Material verschmelzen. Beate Ronacher spielt mit Sprache, Sinn und Unsinn, Deutung und Bedeutung und stellt Fragen nach Begriffen von Kunst und Arbeit und der Inszenierung und Verortung des Selbst als Künstlerin. Ronacher arbeitet mit einem erweiterten Performancebegriff. Die Performance selbst wird zur Skulptur bzw. Fotomontage und damit zum Vexierspiel zwischen Realität und Fiktion, Live-Performance, Performancedokumentation und digitaler Collage.

REIGEN im kunstraum pro arte ist Rundschau, Rückblick und Ausblick auf ihre künstlerische Praxis – von der Performance über Installation bis hin zu Foto und Video. Reigen ist ein Tanz zwischen mechanistischen Objekten, ihrem Zweck und Sinn enthoben und künstlerischen Hervorbringungen, die darauf platziert werden. Reigen ist ein Spiel mit Selbst- und Fremdreferenzialitäten, Inszenierung und Reinszenierung. Reigen ist Hinterfragung von künstlerischen Narrativen und Normativen. Reigen ist repetitiver Handlungsablauf und romantische Poesie.

Eröffnung: Mittwoch, 11. September 2024 um 19:00 Uhr

Finissage: Samstag, 19. Oktober 2024 um 11:00 Uhr
Finissage und Künstlerinnengespräch: Zur Finissage der Ausstellung „REIGEN“ von Beate Ronacher erfahren Sie im Gespräch mit der Künstlerin mehr über ihre Arbeitsweisen und die Entstehungsprozesse ihrer Werke.

Dauer der Ausstellung: 12. September bis 19. Oktober 2024

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr // Sa 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

Bildnachweis: Beate Ronacher, Portrait with Chicken, 2024

Interview mit Beate Ronacher über ihre Ausstellung „REIGEN“

Auf ACHTUNG, FERTIG, LOS folgt BETRETEN VERBOTEN. Im Zentrum der Ausstellung des feministischen Künstler*innennetzwerks EXTRA stark stehen multisensorische, raumgreifende Installationen, die sich während des Ausstellungszeitraums formen. Der alltägliche Hinweis “Betreten verboten” dient als Motiv, das von den Künstler*innen und Besucher*innen ausgelotet wird. Der Gebrauch von Materialien zur Kennzeichnung, Verpackung und Sicherung markiert eine temporäre Spur, die sich prozesshaft in die Räume einschreibt.

Das in Salzburg gegründete feministische Netzwerk EXTRA stark gibt es seit 2022. Das Netzwerk versteht sich als Zusammenschluss von Künstler*innen zum Teilen von Räumen und Zeit, zum gemeinsamen Arbeiten und Denken, zur Unterstützung, zum Austausch und als Sicht- und Spielfläche für die sich entwickelnden kollektiven und individuellen Arbeits- und Denkpraxen. Ausgangspunkte des kommunikativen und künstlerischen Handlungsraumes sind Themen, die im gesellschaftlichen, patriarchal geprägten Miteinander, als blinde Flecken oder Irritationen gelten. Mit der Vision, keine Einzelkämpfer*in sein zu müssen, haben sich die Künstler*innen zusammengeschlossen und bündeln seitdem ihre Kompetenzen und Gedanken.

Eröffnung: Donnerstag, 10. April 2025 um 19:30 Uhr

Veranstaltungen (Eintritt frei):

Fr, 9. Mai 2025 um 19:00 Uhr, Talk „Feministisches Kuratieren“, mit: Tina Teufel (Kuratorin Museum der Moderne Salzburg) und Julischka Stengele (Künstlerin, freie Kuratorin)

Sa, 17. Mai 2025 um 11:00 Uhr, Finissage und Künstler*innengespräch

Dauer der Ausstellung: 11. April bis 17. Mai 2025

Fotos: Kunstraum pro arte

Die Schülerinnen und Schüler der 2. BKN-Klasse der HAK-Hallein erarbeiteten mit den KünstlerInnen Anna-Maria Stadler und Lukas Gwechenberger performative Interventionen im kunstraum pro arte. In Anlehnung an die Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstler:innen mit Alltagsobjekten wurde in einem zweitägigen Workshop durch performative Erkundungen mit den Schüler:innen ein Zugang zu Gegenwartskunst und ihren Räumen erarbeitet.

Als Ausgangspunkt dienten dabei künstlerische Arbeiten von Angelika Wischermann, Andrea Lüth, David Moises, Erwin Wurm, Christian Ecker u.a., anhand derer befragt wurde, was sich auftut, wenn ein Ding aus dem gewohnten Zusammenhang versetzt wird. In einer Experimentierphase erprobten die Schüler:innen diese künstlerische Strategie anhand jener Objekte, die in einem Kunstraum vorzufinden sind. In einer ortsspezifischen Erkundung des Kunstraums Pro Arte wurden die Dinge, die ohnehin in einem Kunstraum vorhanden sind, wie Sessel, Besen, Spachtel, Sockel, Verpackungsmaterial usw., in ihrer Funktion befragt. Unterschiedliche Möglichkeiten der Raumnutzung und der darin befindlichen Dinge wurden über den Körper und das spielerische In-Bezug-Setzen zu dem Vorgefundenen erschlossen.

Einblicke in den Prozess sind von 4. bis 8. November in Form einer Ausstellung im kunstraum pro arte zu sehen.

 

Eröffnung: Montag, 4. November 2024 um 18:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 4. November bis 8. November 2024

 

Bildnachweis: Workshop der 2. BKN-Klasse der HAK-Hallein, Foto: Lukas Gwechenberger

 

Anya Belyat-Giunta wurde 1975 in St. Petersburg, Russland, geboren, sie lebt in Lyon, Frankreich.
Erich Gruber wurde 1971 in Schwarzach, Österreich, geboren, er lebt in Salzburg.

Das erste Rendezvous zwischen Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber ist das Zusammentreffen ihrer Werke in einer Gruppenausstellung mit dem Titel „Intriguing Uncertainties“, kuratiert von Lóránd Hegyi im Parkview Museum in Singapur (2018) und China (2019).

Bevor sie sich persönlich treffen, stellen die Künstlerin und der Künstler einen zeichnerischen Dialog her. Ihr gemeinsames Projekt impliziert keine bestimmten Themen oder Konzepte, sondern zwei parallele Visionen, die in perfekter Harmonie nebeneinander bestehen.

Erich Gruber bezeichnet sich selbst als bescheidenen Zeichner.  Durch die Beherrschung seiner metrischen Zeichentechnik gelingt es ihm, einen pikanten visuellen Raum zu schaffen, der den Betrachter in einen tiefen meditativen Zustand der Kontemplation versetzt. Erich Gruber ist ein genauer Beobachter seiner Umgebung. Wie in einem Akt des Widerstands wählt er die Monochromie, um sich dem schnelllebigen Farbfluss der Gegenwart entgegenzustellen.  Seine Zeichnungen sind Kollisionen von Zeitlichkeiten, eine Überschneidung von Vertrautem und Unvertrautem. Die Natur, die ihm so sehr am Herzen liegt, wird als eine Erfahrung von multiplen Zuständen der Metamorphose dargestellt. Erich Gruber erfindet das szientifische Studium der menschlichen Erfahrung neu, indem er sich das Rätselhafte als Leitfaden zu eigen macht.

Für Anya Belyat-Giunta findet jede Linie ihren Rhythmus in den Mäandern der kollektiven Erinnerung. Jede Zeichnung ist ein Eintrag, der ein Panorama enthüllt, das aus vielfältigen Visionen, Halluzinationen, magnetischen und verstörenden Bildern besteht. Es entsteht eine einzigartige Welt, so vertraut und doch fremd.

„ZWIELICHT“ ist die dritte gemeinsame Ausstellung von Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber. Im Jahr 2021 fand „ENTRE DEUX MONDES“ in der Galerie Caroline Vachet (Frankreich) statt und im Jahr darauf „Zwischenwelten“ in der Galerie Petra Seiser (Österreich).

Meine Welt

Diese Zeit ist für mich eine gute.//Es ist ein Privileg, jetzt und hier zu leben.//Sie ist aber laut und schnell. Grell.//Schlagworte, Parolen (leider auch Raketen) und ganz viele Meinungen werden herumgeschossen.//Es wird viel gesucht, weggewischt und geteilt.//Was schnell eingängig ist, wird gerne empfangen und rasch emotional verteidigt.//Es gibt Helden der Höchstleistungen. Schneller, stärker, höher – oder glänzender.//Jeder will vorne sein.//Schon als Kind habe ich mich zurückgezogen und geträumt,//mit kleinen Dingen gespielt, die ich gefunden habe und viel beobachtet.//Der Bleistift ist für mich so etwas: Ein einfaches Ding.//Er liegt unscheinbar da, und ich kann ihn spitzen.//Oder ignorieren.//Es reicht aber bereits ein Blatt Papier, um damit eine Welt entstehen zu lassen.//Eine Welt, die leiser ist, langsamer und vielleicht bescheidener.//Sie ist nicht ganz so schnell erschließbar, auch nicht einfach zu erklären.//Aber ich kann zum Schauen einladen, zum Entdecken und Erkunden.Vielleicht auch zum Nachdenken.
(Erich Gruber)

WELT(en)

Im Herzen meines seltsamen und mehrdeutigen Universums schlägt das Rätsel der Existenz: irgendwo zwischen Katastrophe und Renaissance, Heimatgefühl und Vertreibung, Körper und kollektiver Erinnerungslandschaft liegt der Wunsch, das ultimative unerreichbare Unbekannte zu erfassen. In meinen Arbeiten, die ich in Mischtechnik auf Papier ausführe, bilden die Verschmelzung von Körper und Seele ambivalente Konstruktionen, die in den Tiefen kollektiver Erinnerungslandschaften schweben. Dabei jongliere ich ständig zwischen extrem detaillierten Beschreibungen von hybriden Kreaturen, seltsamen Vegetationen und offen verdünnten Flächen reiner Farbe im leeren Raum. Die Körper befinden sich in einer fortwährenden Metamorphose, die an den Garten der Lüste von Hieronymus Bosch erinnert, und überraschen durch ihre provozierende Weiblichkeit, die Verwirrung der Genres und die Mehrdeutigkeit der Sinne. In einem Prozess, der ein mysteriöses System von Codes annimmt und einer traumähnlichen Logik folgt, entwickelt sich eine Abfolge von fragmentierten Erzählungen und persönlichen Mythologien zu Kristallen eines unbewussten Mikrokosmos. Meine Referenzen sind biblisch, mythologisch, kunsthistorisch, literarisch und märchenhaft. Sie erlauben es mir, eine Grundlage für einen Prozess zu schaffen, der ohne Vorbedacht auf der Ökonomie der Mittel beruht. Ich beabsichtige auf einem schmalen Pfad zwischen Sehnsucht und Angst, dunkler Materie und rosafarbenem Fleisch, Trugbildern der Vergangenheit und Andeutungen der Zukunft, Greifbarem und Unsichtbarem zu wandeln.
(Anya Belyat-Giunta)

Eröffnung: Samstag, 6. Juli 2024 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 6. Juli bis 22. August 2024

 

Veranstaltungen (Eintritt frei)

Sa, 27. Juli von 10:00 bis 13:00 Uhr, Kunstspaziergang Hallein, Start: kunstraum pro arte

Mi, 7. August um 18:00 Uhr, Künstlerführung mit Erich Gruber

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr
Sa: 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

Bildnachweis: © Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber, 2024

Interview mit Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber über ihre Ausstellung „ZWIELICHT“

 

kunstraum pro arte · Schöndorferplatz 5 · A-5400 Hallein