Am 27. Jänner 2019 postete der Lyriker Timo Brandt einen Text von Rajko Djurić. Djurić war Schriftsteller, Philosoph, Wissenschaftler und Roma-Aktivist. Sein Gedicht trägt den Titel geboren in Auschwitz, gestorben in Auschwitz. Darin listet Djurić die Namen von elf Kindern auf, die am selben Tag, an dem sie geboren wurden, ermordet worden sind: Else Rebstock, Herbert Weiss, Joseph Straus, Anton Gross, Helena Kosak, Julius Horvath, Friedrich Krause, Theresa Schubert, Paula Zelinek, Lore Nachel und Marie Blum.

Dieses Gedicht lässt die Performance-Künstlerin Esther Strauß nicht mehr los. Wie erinnert man an Kinder, denen ihr ganzes Leben genommen worden ist? Die vielleicht keine andere Spur in dieser Welt hinterlassen konnten, außer ihren Namen? Strauß beginnt zu recherchieren. Laut einem Eintrag im Hauptbuch des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz Birkenau wurde Marie Blum am 5. September 1943 in Sektor BIIe geboren – jenem Lagerabschnitt, in dem Rom*nja und Sinti*zze interniert waren. Dort wurde sie am dritten Tag ihres Lebens ermordet.

Um ein performatives Denkmal für Marie Blum zu entwickeln, legt Esther Strauß ihren eigenen Namen in einer rechtskräftigen Namensänderung ab, um ein Jahr lang den Namen Marie Blum zu tragen. „Seither versuche ich zu verstehen, welche Verantwortung mir aus der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte erwächst. Wichtig erschien mir dabei, Marie Blums Namen zu erlauben, den meinen in Schwierigkeiten zu bringen.“, so die Künstlerin.

Auch nach der Rückgabe von Marie Blums Namen am 27. Jänner 2021 wächst das Denkmal für sie weiter; in den letzten sechs Jahren entwickelt Strauß performative Texte, Fotografien und Installationen, die sich an zwei Polen sammeln. Zum einen berührt das performative Denkmal für Marie Blum die Tatsache, dass es in Österreich nach wie vor keinen zentralen Erinnerungsort gibt, der den geschätzt 250.000 – 500.000 Sinti*zze und Roma*nja gewidmet ist, die von den Nationalsozialist*innen in Europa ermordet worden sind. Auch im Salzburger Lager Maxglan wurden diese Menschen ausgebeutet, deportiert und umgebracht.

Zum anderen beginnt Esther Strauß im Rahmen des performativen Denkmals für Marie Blum die nationalsozialistische Geschichte ihrer Familie, in der sich Täter*innen, Unterstützer*innen, Profiteur*innen und Zusehende finden, zu recherchieren und in ihren Arbeiten kritisch zu diskutieren. Dazu Nina Tabassomi, Direktorin der Kunsthalle Tirol TAXISPALAIS: „Wie können wir mit dem unrechtmäßigen Privileg umgehen, dass viele von uns mit historisch belasteten Namen unbeschwert durchs Leben gehen, während die Namen unschuldig Ermordeter gleichzeitig erloschen sind? Die österreichische Erinnerungskultur wird in den Werken von Esther Strauß mit der Frage konfrontiert, wem sie dient und welche Rolle die Auseinandersetzung und Nicht-Auseinandersetzung mit Täter_innenschaft darin spielt.“

 

Eröffnung: Samstag, 22. Februar 2025 um 11:00 Uhr
Eröffnung mit Katalogpräsentation und Gespräch

 

Galerieöffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr // Sa 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

Dauer der Ausstellung: 22.Februar bis 29. März 2025

 

Begleitveranstaltung (Eintritt frei):

Do, 27. März 2025 um 18:30 Uhr, Stadtbücherei Hallein: Vortrag NS-Verfolgung der Roma, Romnja, Sinti und Sintizze im Bundesland Salzburg von Drin Erika Thurner, Universität Innsbruck, und anschließendes Gespräch

Bildnachweis: Esther Strauß, einen Namen tragen, 2024

Fr, 27. September 2024 um 19:00 Uhr 

In ihren Performance Lectures verknüpft Beate Ronacher wahlweise die Präsentation inhaltlicher Auseinandersetzungen, Aneinanderreihungen und Aufzählungen mit performativen, repetitiven Handlungen. Selbstreflexive Denkprozesse und profane Bewegungsabläufe verschränken sich. Wir dürfen gespannt sein!

kuratiert von: Daniel Lichterwaldt und Erka Shalari (Les Nouveaux Riches)

mit Arbeiten von: Alpine Gothic, Francisco Valença Vaz, Mara Novak, Rebecca Merlic

 

Der Tennengauer Kunstkreis hat den in Wien ansässigen Verein Les Nouveaux Riches eingeladen eine Ausstellung im kunstraum pro arte zu kuratieren und Künstler:innen aus Salzburg und Wien für diese Ausstellung zusammenzubringen.

„Aspekte der Selbstreflexion als Räume der Gesellschaft“ bietet Erkundungen des Selbst in der physischen und der virtuellen Welt, vielschichtige Streifzüge, die sich entfalten und wieder enden. Die von Les Nouveaux Riches kuratierte Ausstellung präsentiert erstmals die Werke von Alpine Gothic, Francisco Valença Vaz, Mara Novak und Rebecca Merlic gemeinsam. Die künstlerischen Positionen bieten einzigartige Perspektiven auf das Zusammenspiel von Individuum und Gesellschaft und werfen vielfältige Fragen auf.

Die Ausstellung beginnt mit einer Raumkonstruktion von Alpine Gothic, einer Mixed-Media-Installation, die sich mit der komplizierten Dynamik des Dreikörperproblems in der Naturwissenschaft auseinandersetzt. Die dynamische und unvorhersehbare Natur des Problems stellt jedoch eine Herausforderung dar, da es keine mathematische Formel gibt, die endgültige Lösungen bietet. Unerschrocken wechselt Alpine Gothic die Perspektive und lädt eine Astrophysikerin aus dem Exoplaneten-Team der ESA ein, um Einblicke in dieses komplexe Phänomen zu erhalten.

Mara Novak präsentiert ihre monumentalen Collagen, die über ein Jahrzehnt hinweg entstanden sind (vor allem Werke aus ihrer Serie „reality sucks“). Während sich die technischen Fertigkeiten ihrer Arbeit weiterentwickelt haben, sind ihre Kernthemen und Interessen unverändert geblieben. In ihren Kompositionen verschmelzen Naturlandschaften nahtlos mit Archivbildern, die von verschiedenen Plattformen wie YouTube und aus Datenbanken stammen.

Die Installation von Rebecca Merlic besteht aus der originellen Sitzgelegenheit „Fat Boi“ sowie Wallpapers, auf die DOMUM projiziert wird – ein virtuelles Spiel, das an einer Absturzstelle des Post-Turbo-Kapitalismus stattfindet. Merlic lenkt die Aufmerksamkeit auf neue Begriffe, Life-Modelle und Erkenntnisse: Digitales Zuhause, digitale Nomaden, die Infrastrukturen gebrauchen und auch missbrauchen, inklusives digitales Leben und Myriaden von Apps, die die moderne Existenz messen. An jedem Tag der Ausstellung ist das Publikum mit den Live-Daten der Künstlerin verbunden, die durch ihre Oura-App generiert werden.

Francisco Valença Vaz taucht in die unterirdischen Gefilde Wiens ein. Hier werden alltägliche Gegenstände wie Haltegriffe zu Vehikeln, um Materialität, Vertrauen und Körperbewusstsein zu untersuchen. Im Ausstellungsraum bestechen diese Requisiten durch ihre hypnotischen Farben, Formen und Kurven. Sie passen sich an neue Räume an, möglicherweise auch an Vaz’ eigene Migrationsgeschichte.

 

LES NOUVEAUX RICHES (LNR) startete vor fünf Jahren als Magazin und hat seitdem einen Kosmos entfaltet, der Kunst in einer frischen und zeitgenössischen Umgebung einbettet: Ihre Mission besteht darin, mit einem multidisziplinären Ansatz über die internationale Kunst- und Kulturszene zu berichten. LNR kreiert, kommuniziert und experimentiert mit verschiedenen Ausdrucksformen, die das LNR-Mindset widerspiegeln – von 200 cm langen Kunstschals bis zu XXL-Wandkalendern. Die Produktionen umfassen die subtile Eleganz des Lifestyles. LNR ist ein Raum für Kreativität, Stil, Freiheit, Gemeinschaft und Forschung. Während sich die Ideen und Produktionen im Laufe der Jahre entwickeln, veröffentlichen sie weiterhin täglich Interviews und Artikel auf Deutsch und Englisch, genauso, wie sie es sich von Anfang an vorgestellt haben.

 

 

Eröffnung: Samstag, 13. April 2024 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 13. April bis 18. Mai 2024

Veranstaltungen (Eintritt frei):

Mi, 24. April um 18:30 Uhr, After-Work-Führung mit Laila Huber, Leitung kunstraum pro arte

Sa, 18. Mai um 11:00 Uhr, Finissage & Kurator:innenführung mit Daniel Lichterwaldt und Erka Shalari

 

 

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr
Sa: 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

 

 

 

Bildnachweis: Mara Novak, reality sucks, 2016, digital C-print, 110 x 73 cm

 

Interview mit Mara Novak, Francisco Valença Vaz, Rebecca Merlic und Alpine Gothic

Skulptur einer palmenartiger Pflanze aus Perlen und Schmuck Rauminstallation eines Würfelgestells mit Tücherknödeln auf inneren Verbindungsstangen befestigt Videospielcontroller auf einem Bettlaken liegend Gaming Computer Rechner verbunden mit einer Maus Bunte Platte auf einer Wand befestigt mit Kabelanschlüssen versehen; mit Plastik Edelweiß Symbol Bild einer Berglandschaft darunter Rauminstalltion einer Bushaltestangen mit dazugehörigen Halteschlaufen Rauminstallationen aus Metall davor Bild eines Delfins, der aus einem Bergsee zu springen scheint

Ausgehend vom persischen Märchen „Die drei Prinzen von Serendip“ hat sich Serendipity zu einem geflügelten Wort gewandelt. Das Serendipity Prinzip bezeichnet zufällige Entdeckungen von etwas zuvor nicht Gesuchtem. Der glückliche Zufall, der zum Auslöser für eine neue Erkenntnis wird. Wie dies zahlreiche Zufallsfunde in der Forschung belegen, von der Entdeckung der Röntgenstrahlung bis hin zur Erfindung des Teebeutels, so markiert auch das Objet trouvé in der Kunst einen glücklichen Zufall, der zu neuen Perspektiven und Erkenntnissen einlädt.

In diesem Austauschprojekt des Kunstverein Baden und des Tennengauer Kunstkreis kuratiert der Zufall. Aus zwei Listen von Mitgliedern und Freund:innen der beiden Vereine wurden in einer gemeinsamen Sitzung der Vorstände jeweils drei Künstler:innen zufällig gezogen. Die sechs Künstler:innen bilden wiederum Tandems mit je einer/einem Künstler:in des Partnervereins – die Tandems wurden ebenfalls zufällig gezogen. Die Ausstellung wurde von September bis Oktober in Baden gezeigt und ist nun für November und Dezember im kunstraum pro arte in Hallein zu sehen.

So wie der König von Serendip seine Söhne losschickte, um in der weiten Welt ihre Beobachtungsgabe zu schulen und ihre Offenheit für Zufallsfunde, so schickt die Königin von Serendip ihre Töchter in die nahe und weite Welt und lehrt sie eine freischwebende Aufmerksamkeit und das Erkennen von Zusammenhängen und Möglichkeiten. – SERENDIPITY kann somit  als Wegweiser für eine „Wiederverzauberung der Welt“ (Silvia Federici), für ein Denken von Möglichkeiten begriffen werden, das über ein rationales und rationalisierendes Denken hinausweist und neue Wege für ein glückliches und friedvolles Zusammenleben sucht.

Werden Sie selbst ein Prinz / eine Prinzessin von Serendip und seien Sie offen für ein achtsames Wahrnehmen Ihrer Umgebung sowie für zufällige Entdeckungen und Erkenntnisse in unserer Doppelausstellung zwischen Baden und Hallein.

 

Eröffnung: Samstag, 11. November 2023 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 11. November bis 16. Dezember 2023

Begleitveranstaltungen (freier Eintritt):
Mi, 22. November um 18.30 Uhr After-Work Führung
Sa, 16. Dezember um 11.00 Uhr Finissage mit Künstler:innengespräch

 

Bildnachweis: Kurt Spitaler, Splash, 2023

 

Interview mit Barbara Szüts & Anny Wass, Lavinia Lanner & Kurt Spitaler, Hartwig Mülleitner & Helmut Stadlmann über „SERENDIPITY – glücklicher Zufall“

Fädenartige Gebilde als Rauminstallationen auf dem Boden und an der Wand befestigt Fotografien von Körpern verbunden mit harten Elementen wie zum Beispiel Verpackungskartons Rauminstallation als scheinbar auf Linien reduzierten Körper Rauminstallation dynamischer Linien verbunden mit runden Elementen Schlangenartige, aus Holz geschnitzte Gebilde Fotografie eines Kopfes mit Haaransätzen von oben

Für die aktuelle Ausstellung im kunstraum pro arte rücken Bildkombinat Bellevue die Kulturpflanze Lavendel in den Fokus ihrer Betrachtungen. Neben ihrer bekannten Wirkung untersucht das Künstlerkollektiv die Pflanze auf ihre Tauglichkeit als Instrument zur gesamtgesellschaftlichen Heilung. Das Künstlerkollektiv Bildkombinat Bellevue – bestehend aus Peter Brauneis, Peter Schwaighofer und Joe Wagner – wurde vor rund 25 Jahren in Hallein gegründet. Seitdem treten sie immer wieder gemeinsam auf und erschaffen in ihren Arbeiten einen ganz speziellen Bilderkosmos.

Artists Statement:

Lavendel – eine Chance für Viele?

„Ich bin ein ziemlich respektabler Bürger. Ein mehrfacher Straftäter vielleicht, aber gewiss nicht gefährlich.“ (Hunter S. Thompson: Fear and Loathing in Las Vegas)

Alles eine Frage von Fokus und Parametern?

Wie: Steigende Jugend- oder „Ausländer“-Kriminalität …

Oder, geht auch: Stark erhöhte Wirtschaftskriminalität in der männlichen Bevölkerung der Altersgruppe zwischen 25 und 60 Lebensjahren (besonders häufige Delikte: Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung).

Lasst uns untersuchen und genießen:

Mit welchem Datum wurde der Beginn der Tradition festgesetzt und wann war sie abgeschlossen?

Warum frühsexualisieren queere Personen Kinder, heterosexuelle aber nicht?

Warum wollen uns alle großen Konzerne vergiften?

Wer stoppt die Dämonisierung des Schnitzels?

Ist das Leben in einer Festung angenehm?

Wenn wir ganz lieb zu Wladimir Putin sind, dürfen wir dann unsere Gartenzwerge behalten?

Und Antipoden sammeln, wie beispielweise:

respektvoll – unterwürfig, Arroganz – gutes Benehmen, Dorfkaiser – Superreiche …

Lavendel beruhigt und entwirrt.

Wir werden diese Pflanze, neben ihrer Eigenschaft

als Kosmetikpflanze, mit fast mystischer Wirkung auf Psyche und Physis,

auf Ihre Tauglichkeit als Instrument zur gesamtgesellschaftlichen Heilung untersuchen –

dies erfolgt, nebst unserer installativen künstlerischen Arbeit,

in pseudowissenschaftlicher Weise.

Presenter sind auch:

Playmobil Persönchen als Vertreter der vielleicht größten Ethnie der Erde- etwa 22 Milliarden. (huch!)

Allerherzlichst, Bildkombinat Bellevue im Oktober 2024

 

Rede zur Eröffnung von Dominic Schafflinger

 

Eröffnung: Samstag, 16. November 2024 um 11:00 Uhr

Veranstaltungen (Eintritt frei):

Mi, 27. November um 18:30, After-Work Künstlerführung

Sa, 21. Dezember um 11:00 Uhr, Finissage und Künstlergespräch

 

Dauer der Ausstellung: 16. November bis 21. Dezember 2024

 

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr // Sa 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

 

Bildnachweis: Lavendelbombe, BKB 2024

 

Begleitend zum Medienkunstfestival Schmiede Hallein stellt der Tennengauer Kunstkreis, nun schon seit mehreren Jahren, die Ausstellungsräume des kunstraum pro arte in Hallein für Künstlerinnen und Künstler aus diesem Netzwerk zur Verfügung. Für die aktuelle Ausstellung wurde die in Hallein lebende Künstlerin Beate Ronacher eingeladen sich zu präsentieren. Beate Ronacher beschäftigt sich in ihren Installationen, Malereien und Performances mit Material und Körper. Found Objects aus der Natur bis hin zu Kultur- und Konsumgütern, Arbeitsprozesse bis hin zu rituellen Gesten werden zum künstlerischen Forschungsfeld.

Profane Gegenstände, Materialien und Tätigkeiten werden ihrer ursprünglichen Funktion und ihrem Kontext enthoben und in neue Zusammenhänge gesetzt, scheinbar zweckdienliche Handlungen ad absurdum geführt. Transzendenz und Körperlichkeit, religiöse Symbolik und profanes Material verschmelzen. Beate Ronacher spielt mit Sprache, Sinn und Unsinn, Deutung und Bedeutung und stellt Fragen nach Begriffen von Kunst und Arbeit und der Inszenierung und Verortung des Selbst als Künstlerin. Ronacher arbeitet mit einem erweiterten Performancebegriff. Die Performance selbst wird zur Skulptur bzw. Fotomontage und damit zum Vexierspiel zwischen Realität und Fiktion, Live-Performance, Performancedokumentation und digitaler Collage.

REIGEN im kunstraum pro arte ist Rundschau, Rückblick und Ausblick auf ihre künstlerische Praxis – von der Performance über Installation bis hin zu Foto und Video. Reigen ist ein Tanz zwischen mechanistischen Objekten, ihrem Zweck und Sinn enthoben und künstlerischen Hervorbringungen, die darauf platziert werden. Reigen ist ein Spiel mit Selbst- und Fremdreferenzialitäten, Inszenierung und Reinszenierung. Reigen ist Hinterfragung von künstlerischen Narrativen und Normativen. Reigen ist repetitiver Handlungsablauf und romantische Poesie.

Eröffnung: Mittwoch, 11. September 2024 um 19:00 Uhr

Finissage: Samstag, 19. Oktober 2024 um 11:00 Uhr
Finissage und Künstlerinnengespräch: Zur Finissage der Ausstellung „REIGEN“ von Beate Ronacher erfahren Sie im Gespräch mit der Künstlerin mehr über ihre Arbeitsweisen und die Entstehungsprozesse ihrer Werke.

Dauer der Ausstellung: 12. September bis 19. Oktober 2024

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr // Sa 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

Bildnachweis: Beate Ronacher, Portrait with Chicken, 2024

Interview mit Beate Ronacher über ihre Ausstellung „REIGEN“

Im Zentrum der Ausstellung a well spoiled one / eine Wohlverzogene steht die gleichnamige Videoarbeit (2021), die sich mit dem Erwerb von Sprache und dem damit verbundenen kulturellen Lernen von Kindern in der Migration befasst. Moira Zoitl untersucht dabei Sprache als System aus gesprochenen, manuellen und schriftlichen Symbolen, mit denen sich Menschen als Mitglieder sozialer Gruppen und als Teilnehmer*innen verschiedener Kulturen ausdrücken.

Das phönizische Alphabet, das als Grundlage für viele weitere Alphabete gilt, fungiert in der Videoarbeit als kapitelgebendes Element. Es ist der gesetzte gemeinsame Nenner des europäischen sprachlichen Hintergrunds der Künstlerin und der indischen Herkunft ihrer Tochter. Viele der phönizischen Buchstaben haben ihren Ursprung in Bildern und Symbolen, die unmittelbar auf den menschlichen Körper und seine Umgebung verweisen. So leitet sich der Buchstabe Aleph (lat. A) von der stilisierten Darstellung eines Stierkopfes ab, Beth (lat. B) vom Grundriss eines Hauses, Samech (lat. X) von der Darstellung eines Stützpfeilers oder einer (Wirbel-)Säule, oder Ajin (lat. O) von einem stilisierten Auge. Die Buchstaben sind uns demnach eingeschrieben, aus uns heraus entstanden – aus den Bewegungen, Tätigkeiten und Ritualen, die wir tagtäglich performen.

 

In der seit 2021 fortlaufenden Fotoserie OFF-SET / VER-SATZ verschneidet Zoitl unterschiedliche Figuren miteinander, die im Lernprozess von Kindern als spielerisches Ausdrucksmittel eine wichtige Rolle einnehmen. Die Fotoserie zeigt „Transkulturelle Wesen“ halb Mensch — halb Saurier, halb Kultfigur — halb Plastikfetisch. Neuartige Lebewesen, in denen sich auch immer wieder die vom Menschen gesetzte Grenze zwischen Kultur und Natur auflöst.

Die Videoarbeit muddy wallow [Schlammsuhle] (2024) basiert auf einem Erlebnis in Moira Zoitls Kindheit. Eine vom Sommerregen feucht dampfende Wiese wird zum Schauplatz, an dem eine Reihe von Lebewesen interagieren und in Dialog treten. Das Kind, die Grasnarbe, die Erde, die Stängel beginnen einen vielstimmigen Austausch über ihre prekäre Koexistenz. Die Videoarbeit referiert auf Erfahrungen des Berührens und Berührtwerdens von Natur, dem Kontakt zur Erde, Wettererfahrungen mit der Haut und durch die Haut hindurch. Kindheitserinnerungen, Erlebtes, bei dem die Grenze zwischen der Entität Mensch und der natürlichen Umgebung durchlässig wird. Momente, in denen sich Grenzziehungen auflösen und der menschliche Körper sich auf seine „humane“ Seite besinnt. Denn „Human“ kommt nicht von „Homo“ sondern von „Humus“ wie Donna Haraway schreibt. Dann kann der Mensch aus dem Humus und der Humus aus dem Menschen sprechen. Der Kompost, der Schlamm, die Lacke einen Körper und eine Stimme bekommen.

 

 

Eröffnung: Donnerstag, 22. Februar 2024 um 19:30 Uhr
Dauer der Ausstellung: 23. Februar bis 04. April 2024

 

Veranstaltungen (Eintritt frei)
Sa, 24. Februar um 11:00 Uhr
Künstlerinnenführung

Do, 04. April um 18:30 Uhr
Finissage & Künstlerinnengespräch mit Moira Zoitl und Nayana Keshava-Bhat,
Moderation: Laila Huber

 

Geschlossen: Samstag, 30. März 2024

 

Bildnachweis: Off-Set/Ver-Satz, Fotoserie, 2022, © Moira Zoitl / VG Bild-Kunst Bonn

 

Interview mit Moira Zoitl über „a well spoiled one / eine Wohlverzogene“

Die drei Galerieräume vermitteln dabei eine  besonders stimmige Atmosphäre.

Blick in Raum. Installation Torso kombiniert mit dicken Seilen Torso als Rauminstallation kombiniert mit dicken Seilen, dahinter Körperfotografien Bildschirmprojektion von Symbolen überlagert mit einem Gedicht, dahinter Landschaft Bildschirmprojektion einer Klavier spielenden Person; im Hintergrund verregnete LandschaftFotografien, Figuren aus der Kindheit an den Bildhälften abgetrennt und verbunden mit anderen Unterkörpern Rauminstallationen. Verbindung zwischen dicken Seilen am Boden und einem Torso, dahinter Bilder von Balloonartigen Tieren

Die Schülerinnen und Schüler der 2. BKN-Klasse der HAK-Hallein erarbeiteten mit den KünstlerInnen Anna-Maria Stadler und Lukas Gwechenberger performative Interventionen im kunstraum pro arte. In Anlehnung an die Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstler:innen mit Alltagsobjekten wurde in einem zweitägigen Workshop durch performative Erkundungen mit den Schüler:innen ein Zugang zu Gegenwartskunst und ihren Räumen erarbeitet.

Als Ausgangspunkt dienten dabei künstlerische Arbeiten von Angelika Wischermann, Andrea Lüth, David Moises, Erwin Wurm, Christian Ecker u.a., anhand derer befragt wurde, was sich auftut, wenn ein Ding aus dem gewohnten Zusammenhang versetzt wird. In einer Experimentierphase erprobten die Schüler:innen diese künstlerische Strategie anhand jener Objekte, die in einem Kunstraum vorzufinden sind. In einer ortsspezifischen Erkundung des Kunstraums Pro Arte wurden die Dinge, die ohnehin in einem Kunstraum vorhanden sind, wie Sessel, Besen, Spachtel, Sockel, Verpackungsmaterial usw., in ihrer Funktion befragt. Unterschiedliche Möglichkeiten der Raumnutzung und der darin befindlichen Dinge wurden über den Körper und das spielerische In-Bezug-Setzen zu dem Vorgefundenen erschlossen.

Einblicke in den Prozess sind von 4. bis 8. November in Form einer Ausstellung im kunstraum pro arte zu sehen.

 

Eröffnung: Montag, 4. November 2024 um 18:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 4. November bis 8. November 2024

 

Bildnachweis: Workshop der 2. BKN-Klasse der HAK-Hallein, Foto: Lukas Gwechenberger

 

Anya Belyat-Giunta wurde 1975 in St. Petersburg, Russland, geboren, sie lebt in Lyon, Frankreich.
Erich Gruber wurde 1971 in Schwarzach, Österreich, geboren, er lebt in Salzburg.

Das erste Rendezvous zwischen Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber ist das Zusammentreffen ihrer Werke in einer Gruppenausstellung mit dem Titel „Intriguing Uncertainties“, kuratiert von Lóránd Hegyi im Parkview Museum in Singapur (2018) und China (2019).

Bevor sie sich persönlich treffen, stellen die Künstlerin und der Künstler einen zeichnerischen Dialog her. Ihr gemeinsames Projekt impliziert keine bestimmten Themen oder Konzepte, sondern zwei parallele Visionen, die in perfekter Harmonie nebeneinander bestehen.

Erich Gruber bezeichnet sich selbst als bescheidenen Zeichner.  Durch die Beherrschung seiner metrischen Zeichentechnik gelingt es ihm, einen pikanten visuellen Raum zu schaffen, der den Betrachter in einen tiefen meditativen Zustand der Kontemplation versetzt. Erich Gruber ist ein genauer Beobachter seiner Umgebung. Wie in einem Akt des Widerstands wählt er die Monochromie, um sich dem schnelllebigen Farbfluss der Gegenwart entgegenzustellen.  Seine Zeichnungen sind Kollisionen von Zeitlichkeiten, eine Überschneidung von Vertrautem und Unvertrautem. Die Natur, die ihm so sehr am Herzen liegt, wird als eine Erfahrung von multiplen Zuständen der Metamorphose dargestellt. Erich Gruber erfindet das szientifische Studium der menschlichen Erfahrung neu, indem er sich das Rätselhafte als Leitfaden zu eigen macht.

Für Anya Belyat-Giunta findet jede Linie ihren Rhythmus in den Mäandern der kollektiven Erinnerung. Jede Zeichnung ist ein Eintrag, der ein Panorama enthüllt, das aus vielfältigen Visionen, Halluzinationen, magnetischen und verstörenden Bildern besteht. Es entsteht eine einzigartige Welt, so vertraut und doch fremd.

„ZWIELICHT“ ist die dritte gemeinsame Ausstellung von Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber. Im Jahr 2021 fand „ENTRE DEUX MONDES“ in der Galerie Caroline Vachet (Frankreich) statt und im Jahr darauf „Zwischenwelten“ in der Galerie Petra Seiser (Österreich).

Meine Welt

Diese Zeit ist für mich eine gute.//Es ist ein Privileg, jetzt und hier zu leben.//Sie ist aber laut und schnell. Grell.//Schlagworte, Parolen (leider auch Raketen) und ganz viele Meinungen werden herumgeschossen.//Es wird viel gesucht, weggewischt und geteilt.//Was schnell eingängig ist, wird gerne empfangen und rasch emotional verteidigt.//Es gibt Helden der Höchstleistungen. Schneller, stärker, höher – oder glänzender.//Jeder will vorne sein.//Schon als Kind habe ich mich zurückgezogen und geträumt,//mit kleinen Dingen gespielt, die ich gefunden habe und viel beobachtet.//Der Bleistift ist für mich so etwas: Ein einfaches Ding.//Er liegt unscheinbar da, und ich kann ihn spitzen.//Oder ignorieren.//Es reicht aber bereits ein Blatt Papier, um damit eine Welt entstehen zu lassen.//Eine Welt, die leiser ist, langsamer und vielleicht bescheidener.//Sie ist nicht ganz so schnell erschließbar, auch nicht einfach zu erklären.//Aber ich kann zum Schauen einladen, zum Entdecken und Erkunden.Vielleicht auch zum Nachdenken.
(Erich Gruber)

WELT(en)

Im Herzen meines seltsamen und mehrdeutigen Universums schlägt das Rätsel der Existenz: irgendwo zwischen Katastrophe und Renaissance, Heimatgefühl und Vertreibung, Körper und kollektiver Erinnerungslandschaft liegt der Wunsch, das ultimative unerreichbare Unbekannte zu erfassen. In meinen Arbeiten, die ich in Mischtechnik auf Papier ausführe, bilden die Verschmelzung von Körper und Seele ambivalente Konstruktionen, die in den Tiefen kollektiver Erinnerungslandschaften schweben. Dabei jongliere ich ständig zwischen extrem detaillierten Beschreibungen von hybriden Kreaturen, seltsamen Vegetationen und offen verdünnten Flächen reiner Farbe im leeren Raum. Die Körper befinden sich in einer fortwährenden Metamorphose, die an den Garten der Lüste von Hieronymus Bosch erinnert, und überraschen durch ihre provozierende Weiblichkeit, die Verwirrung der Genres und die Mehrdeutigkeit der Sinne. In einem Prozess, der ein mysteriöses System von Codes annimmt und einer traumähnlichen Logik folgt, entwickelt sich eine Abfolge von fragmentierten Erzählungen und persönlichen Mythologien zu Kristallen eines unbewussten Mikrokosmos. Meine Referenzen sind biblisch, mythologisch, kunsthistorisch, literarisch und märchenhaft. Sie erlauben es mir, eine Grundlage für einen Prozess zu schaffen, der ohne Vorbedacht auf der Ökonomie der Mittel beruht. Ich beabsichtige auf einem schmalen Pfad zwischen Sehnsucht und Angst, dunkler Materie und rosafarbenem Fleisch, Trugbildern der Vergangenheit und Andeutungen der Zukunft, Greifbarem und Unsichtbarem zu wandeln.
(Anya Belyat-Giunta)

Eröffnung: Samstag, 6. Juli 2024 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 6. Juli bis 22. August 2024

 

Veranstaltungen (Eintritt frei)

Sa, 27. Juli von 10:00 bis 13:00 Uhr, Kunstspaziergang Hallein, Start: kunstraum pro arte

Mi, 7. August um 18:00 Uhr, Künstlerführung mit Erich Gruber

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr
Sa: 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen

Bildnachweis: © Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber, 2024

Interview mit Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber über ihre Ausstellung „ZWIELICHT“

 

Der kunstraum pro arte stellt dem Theater bodi end sole im Jänner 2024 seine Räume für ein Gastprojekt zur Verfügung. Es erwarten Sie eine Ausstellung und eine Reihe von Veranstaltungen rund um das Thema Heimat.

Im Auftrag des Bayrischen Zentrums der Deutschen aus Russland konzipierte der Schauspieler Jurij Diez gemeinsam mit dem Bühnenbildner Alois Ellmauer 2019 die begehbare Installation „IM FLUSS DER ZEIT“. Jetzt wird die Ausstellung erstmals in Österreich gezeigt. Es geht um die Geschichten der Menschen, die fortgingen, ankamen, wegmussten. Menschen, die verwurzelten und wieder entwurzelt wurden. Der Begriff „Heimat“ war, ist und bleibt stets aktuell, ebenso die ständige Suche danach, was Identität ausmacht.

Gerade in der aktuellen Debatte und Sorge um Krieg und Frieden in Europa werden die Russlanddeutschen an ihre Existenz zwischen den Welten erinnert. Jurij Diez ist Russlanddeutscher, dessen Familie in der Stalinzeit als Zwangsarbeiter nach Kasachstan verfrachtet wurde. Er ist mit einer Ukrainerin verheiratet. Diese biografischen Eigentümlichkeiten werfen ein besonderes Licht auf die Ausstellung und die damit verbundene Veranstaltungsreihe.

Bis zum Ende des Monats erwarten Sie Lesungen von renommierten Autorinnen und Autoren wie Christoph Janacs, Klemens Renoldner, Vladimir Vertlib und Alexandra v. Poschinger, begleitet von bekannten Musiker:innen wie Yvonne Zehner und Sigrid Gerlach. Zudem werden Filme von Jurij Diez und Wolfram Paulus gezeigt. Menschen aus dem Raum Hallein wurden eingeladen, ihre Geschichten zu erzählen, zu musizieren und zu diskutieren.

 

Eröffnung der Ausstellung „IM FLUSS DER ZEIT“:

Mittwoch, 10. Jänner 2024 um 18:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 1o. – 28. Jänner 2024

Das detaillierte Programm finden Sie auf der Homepage von Theater bodi end sole. https://bodiendsole.at/

 

ACHTUNG: Von 10.-28. Januar 2024 gelten die Öffnungszeiten des Gastprojektes „Roofs & Resilience“ des Theater bodi end sole: https://bodiendsole.at/programm/ 

 

Bildnachweis: © Florian_Frandl

kunstraum pro arte · Schöndorferplatz 5 · A-5400 Hallein